27.07.2005
Krach zwischen FDP und CDU/CSU: Rügen reicht nicht ganz
Roland Koch ist sauer. Man könne „manchmal den Eindruck haben“, dass „die FDP nicht Rot-Grün für den Gegner hält, sondern uns“, sagt er dem Stern. Die Kritik der FDP an der Merkelsteuer will Roland Koch nicht so einfach hinnehmen. Und schiebt nach: „Offensichtlich gibt es in der FDP bei einigen die Überlegung, unter unseren Wählern zu wildern“.
Krach bei den Schwarz-Gelben. Und das, obwohl Angela Merkel doch angekündigt hatte, dass sie „durchregieren“ wolle. Jeder sieht: Ihre Machtbasis ist gering. Ihr gewünschter Koalitionspartner FDP stellt sich gegen das Kernstück des Wahlprogramms – die Mehrwertsteuererhöhung. Die wirkliche Macht bei CDU/CSU haben die Ministerpräsidenten. Otto Graf Lambsdorff (FDP) hat schon recht: „Frau Merkel hat die Insel Rügen, das reicht nicht ganz. Und sie hat Ministerpräsidenten, die sich als derartig widerspenstig erweisen, wie ich das von SPD-Ministerpräsidenten gegenüber einem SPD-Kanzlerkandidaten nie erlebt habe.“ (Die Zeit, 21.07.2005).
Doch eigentlich müsste Roland Koch sich gar nicht so aufregen. Schließlich sagt die FDP vieles, was auch Angela Merkel und die CDU gut finden – sich aber aus wahltaktischen Gründen nicht zu sagen trauen: Die FDP will ein unsoziales Steuersystem – mit Entlastungen für Besserverdienende. Die Kandidatin versteckt ihre Bierdeckelreform derzeit. Auch zur Kopfpauschale hält Merkel konkrete Informationen zurück – die FDP will radikal die solidarischen Krankenkassen abschaffen.
Verkehrte Welt bei den Schwarz-Gelben: Die FDP, das marktradikale Anhängsel und Sprachrohr von CDU/CSU, wettert gegen CDU/CSU. Roland Koch schießt zurück. Ein handfester Krach – und was macht die Kandidatin? Sie schweigt und wartet ab.
Und sonst?
• Fast über zwei Seiten darf sich Angela Merkel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Kunst und Kultur äußern. Kurz darauf ging es dann nach Bayreuth, wo auch Guido Westerwelle im Smoking die „nötigen harten Einschnitte“ für die Normalbürger verkündete. Die Kandidatin von CDU/CSU sagt es immer wieder: Sie will Deutschland dienen. „Ich habe dabei nicht an Wagner und an den dritten Akt ‚Parsifal‘ gedacht, sondern eher an die preußischen Traditionen und Friedrich den Großen.“, erklärt sie. In dieser Tradition will die Kandidatin nun dem deutschen Volksliedgut dienen. „Wenn ich ins Ausland fahre und erlebe, was in anderen Ländern für Grundkenntnisse in Volkslied und Volkspoesie vorhanden sind, dann bin ich immer wieder etwas beschämt.“ Das soll geändert werden! Auch ihre Lieblingsstücke hat Frau Merkel verraten: „Der Mond ist aufgegangen“, „Wenn alle Brünnlein fließen“ und „Lobe den Herrn“. Der Volksmusiksänger Heino findet das recht gut und sagt heute in der Bild: „Selbstverständlich stünde ich als überparteilicher Parlamentsbeauftragter für das deutsche Volksliedgut zur Verfügung“. Vielen Dank Frau Merkel, wir sind bedient.
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