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04.08.2005

Die Pannenserie von Angela Merkel

 

Die CDU/CSU wird nervös: Denn die Kanzlerkandidatin kennt den Unterschied zwischen Brutto und Netto wirklich nicht. Nach der Panne in einem ARD-Interview hat sie nun in einem Interview mit der Illustrierten Bunte schon wieder Brutto- und Nettolohn verwechselt. Die CDU/CSU wolle durch Senkung der „Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 2 Prozent“ einen Impuls für mehr Wachstum und Beschäftigung setzen. „Das bedeutet für die Arbeitnehmer 1 Prozent mehr Bruttolohn“, sagte Merkel. Tatsächlich bleibt der Bruttolohn gleich - bei geringeren Lohnnebenkosten für den Arbeitnehmer steigt der Nettolohn. Außerdem will die CDU/CSU den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung um zwei Prozentpunkte senken, nicht um zwei Prozent.

 

Schon im ARD-Sommerinterview am Sonntag hatte Merkel den Unterschied zwischen Brutto- und Netto durcheinander gebracht und gesagt, dass „die Bruttolöhne um ein Prozent sinken, wenn wir die Lohnzusatzkosten senken.“ Der Wortlaut des Interviews war auf der CDU-Homepage anschließend zwei Mal abgeändert worden, ohne dies kenntlich zu machen. Beim ersten mal erneut falsch, dann, bei der zweiten Korrektur, inhaltlich korrekt. Die Berliner Zeitung erklärt sich das mit Merkels mangelnder Erfahrung im deutschen Steuer- und Abgabenrecht, die sie an diesen Fragen scheitern lässt. Doch wer will eine Kanzlerin, die sich in den elementaren Fragen der Finanz- und Arbeitswelt nicht auskennt?

 

Damit ist jetzt auch den Letzten klar, warum Merkel sich vor einem zweiten TV-Duell drückt: Der Souveränität und Kompetenz des Bundeskanzlers ist sie nicht gewachsen. Kein Wunder, dass die Kandidatin Schwierigkeiten hat, einen Finanz- und Steuerfachmann in ihr „Kompetenzteam“ zu holen: Wer will schon für eine Kandidatin einstehen, die nicht einmal die Grundbegriffe beherrscht? „Es hätte im Wahlkampf der Union gar nicht erst passieren dürfen, dass man sich über den Mut oder die Kompetenz oder die Telegenität der Kandidatin Gedanken machen muss. Wer an Merkel glaubt, muss auch auf ihre Chancen setzen.“, kommentiert sogar der Bayerische Rundfunk.

 

Zu recht titelt der Tagesspiegel heute - übrigens in einem Beitrag aus der Los Angeles Times: „Wählt Schröder, ihr Deutschen - der Kanzler verdient es, im September wiedergewählt zu werden!“

  

Zum Nachlesen:

  "Schröder hat genau jene Qualitäten, die Deutschland braucht, um gegen kommende ökonomische und politische Stürme gewappnet zu sein.“, in: „Wählt Schröder, ihr Deutschen“, Der Tagesspiegel, 04.08.05, S.8.

 

Zum Thema:

   Die Brutto-Netto-Scharade, Handelsblatt, 04.08.05, S.3.

   Merkels Pannenserie macht die Union nervös, Süddeutsche Zeitung, 04.08.05, S.5.

   Die Brutto-Netto-Falle, Berliner Zeitung, 04.08.05, S.5.



 
 
 
 
 
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