25.08.2005
"Emma": Angela Merkel macht keine gute Frauenpolitik
Folgende Anzeige stand am 25. August in der neuen Ausgabe der Frauenzeitschrift
EMMA:
Angela Merkel ist eine erfolgreiche Frau, aber viel entscheidender
ist: Sie ist Vorsitzende der CDU. Beide, Frau Merkel und die CDU,
haben sich noch nie besonders hervorgetan, wenn es darum ging, die
Rechte der Frau zu stärken.
Als Frauenministerin im Kabinett Kohl hat Angela Merkel
frauenpolitisch kaum etwas bewegt. Ganz im Gegenteil: Sie hat sich
gegen eine liberalere Abtreibungsregelung ausgesprochen. Und auch der
Einführung einer Quote zur Förderung der Gleichstellung von Mann und
Frau erteilte sie eine Absage.
Diese Tradition des Rückschritts zeigt sich auch jüngst in der
Blockade des Antidiskriminierungsgesetzes im Bundesrat durch CDU/CSU.
Angela Merkel ist Parteivorsitzende der CDU und Kanzlerkandidatin von
CDU/CSU. Niemand mehr als sie verantwortet also das Wahlprogramm, mit
dem CDU/CSU zu den kommenden Wahlen antreten.
Ein Programm,
- in dem die Themen "Frauen" und "Gleichstellung" als Politikbereiche
überhaupt nicht vorkommen,
- in dem ganz allgemein der Wunsch nach Gleichstellung von Frauen in
der Berufswelt geäußert wird, jedoch nicht, wie man sie erreichen
will. Es gibt keine Aussagen zur Frauenförderung, Frauenerwerbsquote,
zu Karrierechancen und zum Zugang zu Führungspositionen,
- in dem in über 30 Seiten genau an 3 Stellen über "Frauen" gesprochen
wird: bei zuvor erwähnter Gleichstellungsphrase, beim besseren Schutz
vor Menschenhandel und beim Thema Zwangsheirat,
- in dem nach dem zentralen frauenpolitischen Thema Gender
Mainstreaming - die Gleichstellung der Geschlechter in allen
Politikbereichen - lange gesucht werden kann.
Auch bei der für die meisten Frauen wichtigen Familienpolitik -
insbesondere im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf - bedeuten
die Pläne von Frau Merkel einen großen Rückschritt:
Die Union will das Betreuungsgesetz zum Ausbau von Kindertagesstätten
im Falle eines Wahlsieges wieder rückgängig machen. Andere
Anstrengungen für den Ausbau von Kinderbetreuung will sie nicht
unternehmen. Die Entscheidung soll allein bei den Ländern liegen.
Die Union will die schon ausreichend hohen Kinderfreibeträge erhöhen.
Doch davon profitieren in erster Linie die Familien, in denen nur
einer arbeitet und gut verdient. Familien mit geringen Einkommen,
besonders auch Alleinerziehende, haben davon gar
nichts.
Angela Merkel ist eine erfolgreiche Frau. Aber als Vertreterin für
Frauen- und Familienpolitik ist sie ungeeignet.
Gerhard Schröder und die SPD machen die bessere Frauenpolitik.
Die SPD ist seit ihrer Gründung vor über 140 Jahren die treibende
politische Kraft für die Stärkung der Frauenrechte und die Herstellung
von Chancengleichheit unter den Geschlechtern. Die Aufnahme des
Gleichheitsgrundsatzes in die Verfassung, die Reform des
Abtreibungsparagraphen 218, die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der
Ehe, die Einführung der "Quote": Immer war es die SPD, die oft nach
langem Kampf den Durchbruch erreicht hat.
Auch während der letzten 7 Jahre, in denen die SPD unter der Führung
von Gerhard Schröder regiert, sind entscheidende Fortschritte in der
Frauenpolitik erzielt worden. Umgesetzt, übrigens,mit einem Kabinett,
in dem 6 von 13 Ministerien von Frauen geführt werden.
- Wir haben das Gender-Mainstreaming-Prinzip eingeführt und werden es
konsequent umsetzen.
- Wir haben gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung
zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern getroffen.
Ziel ist es, die Frauenerwerbsquote auf über 60% zu steigern und die
Rate von selbstständigen Frauen deutlich anzuheben.
- Wir haben gegen den Widerstand der Wirtschaft das Gesetz zur
Elternzeit und den Rechtsanspruch auf Teilzeit durchgesetzt.
- Wir haben erstmals ein umfassendes Gesamtkonzept zur Bekämpfung der
Gewalt gegen Frauen vorgelegt.
- Wir haben durch die Rentenreform die eigenständige Rente für
Ehepartner ermöglicht und die Anrechnung von Kindererziehungszeiten
auf die Rente von 2 auf 3 Jahre erhöht. Auch teilzeitbeschäftigte
Mütter haben jetzt höhere Rentenansprüche.
Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein umfassendes
Betreuungsangebot entscheidend.
Deshalb setzen wir auf:
- den Ausbau der Ganztagsschulen. Bis 2008 stellen wir den Ländern 4
Mrd. Euro für die Einrichtung von 10.000 zusätzlichen Ganztagsschulen
zur Verfügung. Bereits 2005 haben wir die Hälfte dieses Ziels
erreicht.
verstärkte Tagesbetreuung für die unter 3-Jährigen. Ziel ist es, bis
2010 230.000 neue Plätze zu schaffen. Darüber hinaus streben wir
künftig einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab
dem 2. Lebensjahr an.
- die schrittweise Gebührenfreiheit für Kindertagesstätten.
Und wir werden das bisherige Erziehungsgeld in das so genannte
Elterngeld umwandeln. Es soll für ein Jahr gezahlt werden und wird
hoch genug sein, damit Familien, auch wenn sie ihre Berufstätigkeit
unterbrechen, ihren Lebensstandard sichern können.
Unter der Führung von Gerhard Schröder wurde in 7 Jahren mehr für
Frauen und Familien erreicht, als zuvor in 16 Jahren Kohl und unter
Frauenministerin Merkel.
Sie müssen entscheiden, ob Sie eine Bundeskanzlerin haben wollen, mit
der es frauen- und familienpolitisch zurückgeht in die 50er Jahre des
letzten Jahrhunderts. Oder ob Sie einen Bundeskanzler wollen, der
nachdrücklich unter Beweis gestellt hat, dass Frauen und Familien mit
ihm bessere Chancen in unserer Gesellschaft haben.
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Zum gleichen Thema:
Frauen- und Gleichstellungspolitik für die Union kein Thema
Zu den Äußerungen der ehemaligen Bundesfrauenministerin der Union, Rita Süssmuth, und der ehemaligen Staatssekretärin im Frauenministerium, Irmgard Karwatzki, über die Abwesenheit von Frauenpolitik im Wahlprogramm der Union erklärt der SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter:
Auch führende Frauenpolitikerinnen der Union kritisieren jetzt öffentlich die Abwesenheit der Frauenpolitik im Wahlprogramm der eigenen Partei.
Irmgard Karwatzki, einst Staatssekretärin im Frauenministerium, stellt in der neuen Ausgabe der Frauenzeitschrift EMMA fest: "Was wir als Frauen- und Familienpolitikerinnen immer schon gefordert haben, steht nicht in dem Programm." Das Wort "Frau" komme dort gar nicht vor. Und sie ergänzt: "Dieses Programm ist ja von vier Männern geschrieben worden, davon zwei jüngeren. Da braucht man sich darüber nicht zu wundern."
Daraufhin die ehemalige Bundesfrauenministerin Rita Süssmuth: "Aber die Parteivorsitzende hat es verabschiedet."
Damit ist alles gesagt. Eine schlechte Frauen- und Gleichstellungspolitik wird nicht besser, nur weil sie von einer Frau vertreten wird. Frauen- und Gleichstellungspolitik ist bei Bundeskanzler Gerhard Schröder und der SPD in besseren Händen. Wir haben in den letzten sieben Jahren entscheidende Fortschritte in der Frauenpolitik erzielt und werden diese konsequent fortsetzen.
Die rückwärtsgewandte Frauenpolitik der Union à la Merkel und Kirchhof steht unter dem Motto: Ab in die Vergangenheit.
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