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08.09.2005

Die Relativitätstheorie - Die Experten haben mit Gerhard Schröder abgeschlossen, viele Wähler noch nicht
Von Susanne Gaschke, "Die Zeit" vom 08.09.2005

Kreischen? Weinen? In Ohnmacht fallen? Was hätte Angela Merkel tun müssen, um die geringen Erwartungen noch zu unterbieten, die im Fernsehzweikampf mit Gerhard Schröder an sie gerichtet waren? Die Hälfte der 21 Millionen Zuschauer hielt den Kanzler für den Sieger der Veranstaltung, lediglich ein gutes Viertel die Kandidatin. Doch dieses klare, für die Wahlaussichten der gebeutelten SPD nicht vollkommen unerhebliche Ergebnis wird seit dem vergangenen Wochenende von Hauptstadtjournalisten, Großkommentatoren und Demoskopen so gründlich durch die Mangel gedreht, dass viele Zeugen des Duells sich die Augen reiben. Mit überraschender Mehrheit erklärt die interpretierende Klasse Merkel zur »relativen Siegerin« (Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner), weil sie nicht so schlecht war, wie man vorsichtshalber befürchtet hatte. Die Verliererin hat gewonnen: eine erstaunliche Umwertungsleistung, nur dass kein totalitäres »Wahrheitsministerium« am Werk ist, sondern die freie, selbstbewusste, der Aufklärung verpflichtete deutsche Presse.

Gewiss: Eine derartige Kampagne hätte keine Chance, wenn es der SPD gut ginge, wenn ein strahlender Kanzler die zufriedenen Massen hinter sich wüsste. Doch das ist nicht der Fall. Große Teile der SPD und ihrer Anhänger sind bis heute entsetzt über Schröders einsame Neuwahlentscheidung, die er im denkbar ungünstigsten Augenblick gefällt hat. Sicher war die SPD latent von linken Spaltungstendenzen bedroht, sicher wuchs die Kritik am Kanzlerkurs; aber mit ein wenig Glück hätte man die Regierung retten können ins kommende Jahr, das vielleicht endlich den Wirtschaftsaufschwung gebracht hätte, auf den Rot-Grün so dringend gewartet hat. Hinzu kommt: Die Wechselstimmung in der Bevölkerung ist weit stärker als 2002. Das rot-grüne Projekt haben selbst seine Gründer aufgegeben. Nur 23 Prozent der SPD-Anhänger und 35 Prozent der grünen Wähler wünschen sich eine Fortsetzung der jetzigen Koalition. Den Sozialdemokraten bleibt nichts als eine verzweifelte Kampfstimmung; und deshalb reagieren sie auch so empfindlich auf den Eindruck, nun solle auch noch Gerhard Schröder – dem Verursacher ihres Problems, aber auch ihrem einzigen möglichen Retter – auf unfaire Weise der TV-Sieg genommen werden.

Das nachzuempfinden fällt offenbar vielen Journalisten schwer. Wofür ihnen das Verständnis fehlt, das erscheint anderen als böswillige Parteilichkeit. Aber man muss ja gar keine Verschwörung zwischen Konrad-Adenauer-Haus und //Bild-//Zeitung vermuten, wenn allgemeine (gleichwohl bedenkliche) Entwicklungen im Journalismus als Erklärung dienen können: Es gibt nun einmal seit zehn, fünfzehn Jahren eine konkurrenzbedingte, mörderische Beschleunigung der Berichterstattung. Gedanklich spielen Redakteure die politischen Entwicklungen oft schon so früh durch, dass sie gelangweilt sind, wenn die Dinge dann tatsächlich geschehen. Und geradezu beleidigt, wenn die Wirklichkeit es wagt, unter ihren vorauseilenden Deutungen wegzurobben.

So ist es auch in diesem Wahlkampf. Das Gros der Blätter – von //stern// bis //Welt,// von //Bild //bis //FAZ// – tut seit Wochen so, als sei die Sache ausgemacht. »Angela Merkel wird Kanzlerin«, hieß es, ohne relativierenden Zusatz, auch in der //ZEIT.// Der //Spiegel //ging sogar noch einen Schritt weiter und widmete sich schon einmal detailliert den Fehlern, die die neue Amtsinhaberin machen werde: //Reformerin light// hieß die Titelgeschichte und suggerierte, Merkel werde nicht hart genug sparen, kürzen, streichen. Die Kandidatin musste zart darauf hinweisen, dass man für ein politisches Programm auch eine Mehrheit braucht.

Solch wählervergessene Berichterstattung ist dann in der Tat genau das, was die //Bild-//Zeitung in unfreiwilliger Offenheit über die Konterfeis jener Chefredakteure schrieb, die nach dem TV-Duell in ihrer Mehrheit die CDU-Chefin bejubelten: Meinungsmache von den »Meinungs-Machern«.

Für entschiedene CDU/FDP-Wähler mag die Siegesgewissheit der Merkel-Medien-Front angenehm sein, für alle anderen ist sie frustrierend, und die Politikverdrossenheit wächst. Schon 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sei der Wahlausgang »ziemlich egal«, ermittelte das Institut für Demoskopie Allensbach; 60 Prozent der Bevölkerung identifizierten sich mittlerweile mit der Aussage »man verliert allmählich jedes Vertrauen in die Politik. Ich mache mir wirklich Sorgen, wie es mit Deutschland weitergehen soll.« Darunter mögen jene sein, die über den Kanzler verärgert sind, weil er – aus ihrer Sicht ohne Not – aufgegeben hat und ihnen nun nicht erneut wählbar erscheint. Aber die Dauersuggestion, auf linke Stimmen komme es kaum noch an, muss für das rot-grüne Lager eine demobilisierende Wirkung haben.

Dabei wäre, wenn alle zur Wahl gingen, nicht sicher, dass die schwarz-gelbe Umfragemehrheit, die Voraussetzung so vieler redaktioneller Planspiele, wirklich Bestand hätte. »Die Wähler haben – anders als viele Experten – mit der Kanzlerschaft Schröders noch nicht abgeschlossen«, sagt Richard Hilmer, Chef des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. Eine deutliche Mehrheit sähe nach allen Umfragen lieber Schröder als Merkel im Kanzleramt. Der Vorsprung von Schwarz-Gelb schwindet, die SPD ist leicht im Aufwind. Auch das mag ja ein Grund für die journalistische Offensive in Richtung der Unentschlossenen sein, die nach dem Duell mehrheitlich zu Schröder neigten und ihm nicht in die Arme laufen sollen.

Die Möglichkeit einer rot-grünen Zusammenarbeit mit der Linkspartei ist, nach allem, was Schröder, Müntefering und Fischer versprochen haben, ausgeschlossen. Eine Große Koalition wird wahrscheinlicher. Doch das ist nicht der Punkt. Von entscheidender Bedeutung ist der Umstand, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung offenbar nicht die Mehrheitsmeinung der Berichterstatter teilt: dass nämlich das Land noch drastischere Veränderungen brauche, als die globalisierte Wirtschaftslage sie in der Praxis ohnehin erzwingt und die rot-grüne Regierung sie in Form der Agenda 2010 und der Hartz-Gesetze formuliert hat.

**Vielleicht hat die journalistische Neigung,** sich selbst bei Bedarf als Ersatzvolk zu fühlen, zu einer Fehlwahrnehmung geführt. So gut »Jenseits von rechts und links« immer als Feuilleton-Überschrift klang: Es gibt nun einmal unterschiedliche, widerstrebende Interessen in der Gesellschaft, nicht nur den //einen// historisch richtigen, wissenschaftlich zu ermittelnden politischen Weg. Eventuell speist sich nicht einmal die höchst stabile Zustimmung zur CDU aus reiner Begeisterung für Kandidatin und Programm: 69 Prozent der Wähler waren nach Allensbach-Zahlen aus dem August überzeugt davon, dass auch die neue Regierung sich schwer tun werde, die ökonomischen und sozialen Probleme des Landes zu lösen. Zugleich scheint die Auffassung weit verbreitet, die Wirtschaft erwarte einen Regierungswechsel. Viele Wähler finden eine Verbesserung der Wirtschaftslage inzwischen wichtiger als eine stabile Regierung.

Wenn im Dienste der vermeintlich guten Sache allerdings logische Verrenkungen nötig sind wie die Interpretation, Angela Merkel habe das TV-Duell »relativ gewonnen«, weil sie weniger schlecht war als erwartet, dann ist gedanklich wirklich alles möglich. Dann hat Rot-Grün noch jede Chance.

(c) DIE ZEIT 08.09.2005 Nr.37



 
 
 
 
 
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