21.01.2006
Matthias Platzeck würdigt Carola Stern
Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der
brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, würdigt die
verstorbene Schriftstellerin und Journalistin Carola Stern:
Die deutsche Sozialdemokratie trauert um Carola Stern, die heute im
Alter von 80 Jahren verstarb.
Wir verlieren mit der Schriftstellerin und Journalistin Carola Stern
eine der wichtigsten publizistischen Wegbegleiterinnen der
Sozialdemokratie der letzten Jahrzehnte.
Ihre zahllosen Veröffentlichungen, seien es ihre Bücher, die zu
Standardwerken bundesdeutscher Nachkriegskultur geworden sind, seien
es ihre engagierten journalistischen Kommentare und Berichte, haben
Maßstäbe gesetzt für die Verteidigung der Demokratie, für Versöhnung,
Ehrlichkeit, Kritikfähigkeit und Mitmenschlichkeit.
Nach ihren frühen Erfahrungen mit dem Kommunismus, von denen sie uns
schonungslos berichtete, engagierte sie sich nach ihrer Übersiedlung
in den Westen mit Schriftstellern und Intellektuellen für Willy
Brandt, setzte sich besonders für dessen Ostpolitik sowie später für
Frauen-, Friedens- und Menschenrechtsfragen ein. Wir erfuhren von
Carola Stern auch in schwierigen Situationen unserer Parteigeschichte
immer wieder öffentliche Unterstützung.
Aus ihrem vielfältigen Lebenswerk will ich nur hervorheben, dass es
ohne Carola Stern die Gustav-Heinemann-Initiative nicht gäbe. Sie war
Mitherausgeberin von L '76/L '80, einer Zeitschrift, die 1976 bis 1988
mit osteuropäischen und ostdeutschen Intellektuellen Fragen von
Demokratie, Menschenrechten und Frieden erörtert hat. Danach wurde sie
Mitherausgeberin der Neuen Gesellschaft/Frankfurter Hefte. Auch an der
Arbeit am Berliner Grundsatzprogramm der SPD wirkte sie mit.
Ihr kritischer Geist und ihre wachsame Aufmerksamkeit, auch gegenüber
ihrer Partei, werden uns sehr fehlen. Ihr Andenken werden wir in Ehren
halten.
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