24.04.2006
Gemeinsame Entschließung des SPD-Parteivorstandes und des
SPD-Parteirates vom 24. April 2006 - Für eine Stärkung der
Rüstungskontrolle und des Völkerrechts
Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung sind Kernpunkte
sozialdemokratischer Außen- und Sicherheitspolitik und sie sind
Bestandteile unserer nachhaltigen und präventiven
Sicherheitsstrategie. Die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen ist
eine der größten Bedrohungen für die Völker und Nationen der Welt. Ein
Mehr an Waffen bedeutet nicht mehr, sondern weniger Sicherheit. Aus
diesem Grund haben wir im Koalitionsvertrag durchgesetzt, dass sich
die Bundesregierung für eine aktive Abrüstungspolitik einsetzt. Im
Koalitionsvertrag heißt es hierzu:
"Vertraglich abgesicherte Nichtverbreitung, Abrüstung und
Rüstungskontrolle sind zentrale Anliegen der deutschen Außen- und
Sicherheitspolitik. Wir halten an dem langfristigen Ziel der
vollständigen Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen fest. Wir
setzen uns für nukleare Abrüstung und die Stärkung des internationalen
Nichtverbreitungsregimes ein. Wir treten dafür ein, die Rolle
internationaler Organisationen wie der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEO) zu stärken. Internationale Fähigkeiten zur
Überwachung und Verifizierung der Vertragsregime sowie zur
Durchsetzung der Vertragstreue müssen verbessert werden."
Die SPD wird in der Koalition sicherstellen, dass die Bundesregierung
diese Politik umsetzt. Als Partei werden wir hierbei Taktgeberin sein
und entsprechende Initiativen voranbringen. Auch regionale
Abrüstungsinitiativen spielen hierbei eine bedeutende Rolle.
Im Einklang mit der Internationalen Gemeinschaft wollen wir
verhindern, dass sich der Iran Atomwaffen verschafft. Eine Atommacht
Iran hätte nicht nur für die unmittelbare Region eine
destabilisierende Wirkung.
Wir verurteilen aufs schärfste die wiederholten anti-israelischen und
anti-semitischen
Äußerungen des iranischen Präsidenten, die menschenverachtend sind und
die zu
einer Eskalation der Situation beitragen. Die iranische Führung muss
das in der Internationalen Gemeinschaft verlorene Vertrauen durch
entsprechendes Handeln wiederherstellen. Sie muss glaubhaft darlegen,
dass sie die Atomkraft ausschließlich zu friedlichen Zwecken nutzen
möchte. Eine solche Politik dient auch den Menschen im Iran, die als
geachteter und stolzer Partner ihren Platz in der Weltgemeinschaft
einnehmen wollen und müssen.
Die SPD unterstützt die verantwortungsvolle Arbeit und die Initiativen
der Internationalen Atomenergiebehörde und der Vereinten Nationen. Sie
sind die für diesen Konflikt zuständigen Institutionen. Es war
erfolgreiche Politik der SPD-geführten Bundesregierung, zusammen mit
unseren europäischen Partnern, eine internationale Koalition für die
Verhandlungen mit dem Iran zu organisieren. Außenminister Frank-Walter
Steinmeier hat diese Diplomatie fortgesetzt, die zeigt, dass es sich
um einen Konflikt zwischen der Weltgemeinschaft und der iranischen
Führung handelt und nicht etwa um einen Konflikt zwischen westlichen
Staaten und dem Iran.
Die SPD unterstützt nachdrücklich das Ziel, die internationale
Koalition zusammenzuhalten, die auf Grundlage des Völkerrechts und der
Zuständigkeit von Internationalen Organisationen agiert. Deshalb
erinnern wir vor allem die fünf ständigen Mitglieder des
UN-Sicherheitsrates daran, dass sich aus ihrer privilegierten Stellung
innerhalb der UNO, auch eine besondere globale Verantwortung für den
Weltfrieden ergibt. Die Welt schaut auf sie. Wir brauchen gerade in
diesem Fall einen effektiven Multilateralismus und plädieren für eine
Koalition der Vernünftigen. Dies bedeutet, dass sich die ständigen
UN-Sicherheitsratsmitglieder nicht aus nationalen Erwägungen einer
internationalen Lösung versperren oder sie gar verhindern dürfen.
Genauso wenig dürfen das Völkerrecht und die Zuständigkeit von
Internationalen Organisationen in Frage gestellt werden. Aktive
Mitwirkung und direkte Beteiligung an einer langfristig tragfähigen,
friedlichen Lösung ist gefordert, auf allen Seiten. Es wäre
wünschenswert, wenn es im Rahmen bestehender Konsultationen zwischen
den USA und dem Iran auch hierüber zu direkten Gesprächen kommen
könnte.
Die SPD setzt sich für eine diplomatische Lösung des Konflikts ein,
die im Rahmen der völkerrechtlichen Bestimmungen gefunden werden muss.
Militärische Optionen, wie sie von manchen diskutiert werden, lehnen
wir ab. Eine Militarisierung des Denkens darf es im 21. Jahrhundert
nicht geben.
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