Sehr verehrte Frau Börner, liebe Carola,
sehr geehrte Familie Börner,
zum Tode Ihres Mannes und Vaters Holger Börner spreche ich Ihnen -
auch im Namen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - mein tief
empfundenes Beileid aus.
Holger Börner war einer der bekanntesten und profiliertesten Politiker
unserer Partei und hat in vielen wichtigen Ämtern und Funktionen die
Geschicke der Bundesrepublik mitbestimmt. Dabei war ihm die Nähe zu
den Menschen, für die er arbeitete, immer besonders wichtig. Holger
Börner war in all seinen Positionen ein im besten Sinne volksnaher
Politiker.
Holger Börner wurde 1931 in eine ursozialdemokratische Familie hinein
geboren: Schon sein Großvater war überzeugter Sozialdemokrat und
musste vor den Bismarckschen Sozialistengesetzen fliehen, sein Vater
wurde unter der Hitler-Diktatur in einem Konzentrationslager
interniert. Als von den Nazis verpflichteter Zwangsarbeiter verlor er
sein Leben in Russland. Für seinen Sohn waren diese Erfahrungen
bestimmend und prägend für sein weiteres Leben. Das Nie wieder Krieg
und der Kampf um Freiheit, für mehr Gerechtigkeit und Solidarität
waren für Holger Börner die verpflichtenden Grundlagen seiner
jahrzehntelangen politischen Arbeit.
Unmittelbar nach dem Weltkrieg engagierte er sich bei den
Jungsozialisten, 1948 wurde er Mitglied der SPD. Seinen ursprünglichen
Berufswunsch Journalist zu werden, hatte er wegen der Sorge um seine
Familie aufgeben müssen und eine Lehre als Betonfacharbeiter begonnen.
Georg-August Zinn erkannte bald das große politische Talent des jungen
Holger Börner und förderte ihn nach Kräften. Schon 1961 wurde er
Vorsitzender der Jungsozialisten, darüber hinaus war er als
Kommunalpolitiker in Kassel erfolgreich tätig.1957 kandidierte Holger Börner für den Deutschen
Bundestag, dem er bis 1976 als sozialdemokratischer Abgeordneter
angehörte. 1967, während der ersten Großen Koalition war er
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.
1972 wurde Holger Börner als Nachfolger von Hans-Jürgen Wischnewski
Bundesgeschäftsführer der SPD. Bald stand ein für die Partei
entscheidender Wahlkampf an, zu dessen großem Erfolg Holger Börner mit
seiner Arbeit entscheidend beigetragen hatte: Die SPD erreichte ihr
bisher bestes Ergebnis. Die vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit mit
Willy Brandt und die guten Beziehungen Holger Börners in die
Gliederungen der Partei hinein waren eine wichtige Voraussetzung
dieses Wahlerfolges.
Als hessischer Ministerpräsident von 1976 bis 1987 ist es Holger
Börner gelungen, das Land sozial und menschenfreundlich zu
modernisieren. Die erste rot-grüne Landesregierung gab es unter seiner
Ägide, es war ihm damit gelungen, eine Generation junger
Politikerinnen und Politiker mit in die Verantwortung zu nehmen.
Als Vorsitzender der Friedrich- Ebert -Stiftung von 1987 bis 2003 hat
sich Holger Börner ebenfalls bleibende Verdienste erworben. Ein
Anliegen war ihm die Hilfe für die Dritte Welt und nach dem Fall der
Mauer besonders auch die Unterstützung für die ehemalige DDR und die
osteuropäischen Staaten.
Holger Börner hat in den über fünfzig Jahren seines öffentlichen
Wirkens unser Land mitgestaltet und unsere Partei geprägt. Ich bin
froh darüber, dass ich kurz vor seinem Tod in einem bewegenden
Gespräch Abschied von ihm nehmen konnte. Seine Mitmenschlichkeit,
seine Aufmerksamkeit und sein kluger Rat werden uns allen sehr
fehlen.
Holger Börner hat sich um unser Land und unsere Partei verdient
gemacht: Wir werden ihn nicht vergessen.
Mit stillem Gruß
Ihr Kurt Beck