04.09.2006
Abschlussbericht der Projektgruppe "Lebenswerte Städte und Gemeinden" beim SPD-Parteivorstand
Die Projektgruppe "Lebenswerte Städte und Gemeinden" beim SPD-Parteivorstand unter Leitung der stellvertretenden Parteivorsitzenden, Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, und des SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden in Thüringen, Christoph Matschie, hat am 4. September in Hildesheim folgenden Abschlussbericht vorgestellt:
I. Herausforderungen an die Kommunalpolitik
Wirtschaftlicher Strukturwandel, demografische Entwicklung und Integrationsprobleme fordern unsere Städte und Gemeinden in bisher nicht gekanntem Umfang heraus. Wollen wir sie als lebenswerte und sichere Heimat erhalten und weiter entwickeln, brauchen wir ehrliche und tragfähige Antworten.
Die Entwicklungsdynamik von Wirtschaft und Bevölkerung wird künftig in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ausfallen. Regionen mit schwacher Wirtschaftskraft und sinkenden Bevölkerungszahlen stehen Wachstumsregionen mit verstärkten Zuzügen gegenüber. So droht in Regionen mit zu wenigen Arbeitsplätzen die Abwanderung insbesondere der jüngeren Bevölkerung, die für sich dort keine Perspektiven mehr sieht. Bevölkerungsrückgänge, besonders hohe Anteile älterer Menschen, Wohnungsleerstände, unterausgelastete kommunale Infrastruktureinrichtungen, Schulschließungen und Brachen bestimmen dort das Bild. Wir benötigen Zukunftskonzepte, wie solche Schrumpfungsprozesse aktiv bewältigt und Chancen der Umgestaltung genutzt werden können.
In Wachstumsregionen dagegen drohen u. a. Wohnungsmarktengpässe, Integrationsprobleme und eine zunehmende soziale Spaltung der Bevölkerung den sozialen Zusammenhalt zu unterlaufen. Dies stellt die Kommunalpolitik vor die dauerhafte Aufgabe, diesen Prozessen entgegenzusteuern.
Die Gleichzeitigkeit und das direkte Nebeneinander von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen schaffen in den einzelnen Regionen, Kreisen, Städten und Gemeinden jeweils einzigartige Problemkonstellationen. Städte und Gemeinden müssen deshalb gemeinsam mit ihren Nachbarn eigene Antworten auf die Herausforderungen in ihrer Region suchen und neue Konzepte für die Zukunft ihrer Region entwickeln.
Dabei gibt es aber auch grundsätzliche Aufgaben, die überall - und zwar in Abhängigkeit der spezifischen regionalen Voraussetzungen - bedacht werden sollten. Die Projektgruppe "Lebenswerte Städte und Gemeinden" beim SPD-Parteivorstand unter der Leitung von Bärbel Dieckmann und Christoph Matschie hat vor diesem Hintergrund sechs kommunalpolitische Schwerpunkte bestimmt, auf die unser besonderes Augenmerk gerichtet werden muss.
In Anbetracht regionaler Arbeitslosenquoten von über 20 Prozent und einer weltweit wachsenden Konkurrenz der Regionen ist es erforderlich, insbesondere unsere Städte als Orte der Innovation, der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung zu stärken, damit sie
uns weiterhin Arbeit, Wohlstand und Sicherheit bieten können. Dabei müssen wir vor allem Wachstumskerne fördern, die in der Lage sind, Motoren für die Entwicklung einer Region zu sein.
Wir müssen die Bildungs- und Betreuungsangebote für unsere Kinder - insbesondere auch im Kleinkindalter - verbreitern und verbessern. Viele soziale Integrationsprobleme sind auf ein zu spätes Erkennen und fehlendes Gegensteuern bereits im vorschulischen Alter zurückzuführen. Der Zugang zu Bildung und Wissen ist für die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts zugleich die entscheidende soziale Frage. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass niemand wegen seiner sozialen, ethnischen oder kulturellen Herkunft zurückbleibt. Niedrige Geburtenziffern zeigen die Notwendigkeit, unsere Städte und Gemeinden kinder- und familienfreundlicher zu gestalten.
Solidarität zwischen den Generationen ist eine elementare Voraussetzung zur Bewältigung der Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. Kommunalpolitik muss diese Solidarität fördern und stärken. Dazu gehört, soziale Unterstützungsnetze zu verbessern und drohender Isolation entgegen zu wirken. Wir brauchen eine aktive Bürgergesellschaft, in der Verantwortung für das Gemeinwohl freiwillig übernommen wird. Hier wird es darauf ankommen, vor allem den
wachsenden Anteil aktiver Senioren in noch stärkerem Maße zur Mitarbeit zu gewinnen.
Für den sozialen Zusammenhalt unserer Städte und Gemeinden müssen wir
Fortschritte bei der Integration der Einwanderer und der bereits hier
lebenden Menschen mit Migrationshintergrund erreichen. Fast ein
Fünftel aller Einwohner in Deutschland kommt aus dem Ausland oder sind
hier geborene Kinder ausländischer Eltern. Einwanderer sind
überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie haben
schlechtere Bildungschancen. Ausländische Jugendliche haben
schlechtere Chancen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ihnen müssen
wir Chancen bieten, ihr Leben aus eigener Kraft zu gestalten.
Gleichzeitig bedarf es klarer Orientierung auf die Regeln, Normen und
Werte unserer Gesellschaft.
Vor allem in Regionen mit sinkenden Bevölkerungszahlen brauchen wir
neue städtebauliche Konzepte für die Innenentwicklung unserer Städte
und Gemeinden. Wenn Städte und Gemeinden lebenswert bleiben sollen,
benötigen wir Ideen für die Wiedernutzung brachgefallener Gebäude und
Flächen, mit denen wir neue Qualitäten und Perspektiven schaffen.
Wichtig ist dabei, Nahversorgungszentren und Orte der Begegnung in
unseren Stadtteilen, Quartieren und Dörfern zu erhalten oder neue
Angebote zu schaffen. Insbesondere in dünn besiedelten;
strukturschwachen ländlichen Regionen benötigen wir Konzepte zur
Sicherung der Daseinsvorsorge.
Wir müssen die Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen und uns dafür
einsetzen, dass der eigene Wohn- und Lebensort als sichere Heimat und
Zuhause empfunden werden kann. Viele Menschen fühlen sich durch
Kriminalität, Vandalismus und lautstarkes Auftreten kleiner
Minderheiten im öffentlichen Raum bedroht. Vor allem die wachsende
Zahl älterer Menschen ist durch die empfundene Bedrohung in ihrer
Lebensqualität beeinträchtigt.
Damit die Kommunen diese Herausforderungen annehmen und bewältigen
können, muss ihre Handlungsfähigkeit unbedingt gesichert werden.
Europa, Bund und Länder stehen deshalb in der Pflicht, die
Rahmenbedingungen kommunalen Handelns so zu gestalten, dass die
Finanzausstattung der Kommunen gesichert ist und sie im Rahmen der
kommunalen Selbstverwaltung frei darüber entscheiden können, ihre
Aufgaben auch mit eigenen Unternehmen zu bewältigen.
II.1 Innovationen für Arbeit und Wohlstand unterstützen !
Die Entwicklung von Städten und Gemeinden ist sehr stark mit ihrer
wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft. Zukunftsperspektiven werden in
hohem Maße durch Beschäftigungsmöglichkeiten bestimmt. In den von
Städten und Gemeinden gemeinsam gebildeten Wirtschafts- und
Arbeitsmarktregionen müssen deshalb die Rahmenbedingungen geschaffen
werden, damit die vorhandenen Potenziale zur wirtschaftlichen
Entwicklung genutzt und weiter entwickelt werden. Dazu müssen die
innovativen Kräfte der Region aus Wirtschaft und Wissenschaft
gebündelt und unterstützt werden. Sie sind die Motoren
wirtschaftlichen Erfolges und damit verbundener
Beschäftigungsmöglichkeiten. Lebenswerte Städte und Gemeinden brauchen
innovative Menschen und Unternehmen, die neue Produkte und Verfahren
hervorbringen, neue und bessere Dienstleistungen entwickeln und sich
in unternehmerischer Verantwortung für ihre Region engagieren.
Sozialdemokratische Politik fördert und unterstützt diese Kräfte. Das
gilt sowohl für Existenzgründungen als auch die Bestandspflege
ansässiger Betriebe und deren ständiger Anpassung an die Erfordernisse
wirtschaftsstrukturellen Wandels. Wir unterstützen Initiativen zur
Schaffung von betrieblichen Ausbildungsplätzen und
Qualifikationsmaßnahmen der beruflichen Bildung und Weiterbildung, die
dazu beitragen, vorhandenen Fachkräftebedarf zu decken. Städte und
Gemeinden brauchen eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung, in der
Unternehmen und Betriebe als Kunden gesehen werden und öffentliche
Dienstleistungen möglichst über einen Ansprechpartner
(one-stop-agency) angeboten werden.
II.2 Bildung und Betreuung unserer Kinder von Anfang an sicherstellen !
Der Kindergarten ist Elementarbereich des Bildungswesens.
Sozialdemokratische Politik versteht den Kindergarten als eine
Institution, in der Bildung, Erziehung und Betreuung gleichrangig
nebeneinander stehen. Wir setzen uns deshalb für ein an den
Bedürfnissen der Eltern und Kinder orientiertes Angebot von
Betreuungskapazitäten im Kindergarten- und -krippenalter ein.
Es gehört zu den wesentlichen gesellschaftspolitischen
Zukunftsaufgaben, allen Kindern Bildung und Betreuung von Anfang an zu
gewährleisten. Außerdem müssen wir für jede Frau und jeden Mann die
Möglichkeit schaffen, berufstätig zu sein und für ihre Kinder eine
bedarfsgerechte Betreuung zu finden.
Die Verbesserung der Bildungs- und Betreuungssituation dient der
Förderung von Begabungen und der Stärkung des sozialen Verhaltens
aller Kinder. Frühkindliche Erziehung und Bildung sind die wesentliche
Voraussetzung für die Schaffung von Chancengleichheit für alle Kinder.
Die frühkindliche Erziehung und Bildung muss im Mittelpunkt einer
präventiven Kinder- und Jugendhilfepolitik stehen, die nicht erst
einschreitet, wenn die Betroffenen zu Fällen geworden sind.
Wir brauchen deshalb ergänzend zum Erziehungsauftrag der Eltern eine
quantitative und qualitative Ausweitung von Angeboten der
Kinderbetreuung. Dieses betrifft sowohl die Schaffung eines
differenzierten Angebotes insbesondere für die Kinder im Krippenalter
als auch die Orientierung auf Bildungsinhalte bei den
Kindergartenkindern. In Familienzentren sollte eine umfassende
Beratung über die Betreuungsangebote und Möglichkeiten der Förderung
der Erziehungskompetenzen der Eltern gegeben werden. Unternehmen sind
aufgefordert, sich durch eigene Aktivitäten an der Verbesserung des
Betreuungsangebotes zu beteiligen.
Die SPD setzt sich dafür ein, dass Kinder bereits vor der Schulpflicht
eine umfassende frühkindliche Erziehung und Bildung erhalten. Wir
wollen perspektivisch die Gebührenfreiheit für Kindergärten, den
Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr und
einen für alle Kinder verpflichtenden Besuch einer Bildungseinrichtung
im Vorschulalter. Bei der Umsetzung dieser Ziele müssen die Kommunen
ausreichend finanziell unterstützt werden.
II.3 Solidarität zwischen den Generationen fördern !
Wir brauchen die Fähigkeiten und Kenntnisse der älteren Generationen
im Erwerbsleben genauso wie als Träger sozialer Unterstützungsnetze im
bürgerschaftlichen Engagement. Es geht um einen
generationenübergreifenden Ansatz gegenseitiger Hilfe und
Unterstützung. Mit Übernahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit des größer
werdenden Personenkreises an "aktiven Alten" wachsen der Zusammenhalt
und die Dialogfähigkeit zwischen den Generationen, z.B. durch die
Unterstützung der jüngeren Generation in schulischen Fragen, in der
Freizeit, im Sport und bei der Heranführung an kulturelle Angebote.
Kommunalpolitik sollte diesen heute bereits ablesbaren Prozess des
Anstiegs des freiwilligen Engagements älterer Menschen durch ihre
Aktivitäten im Rahmen einer Netzwerkarbeit unterstützen und dieses
Engagement in die Arbeit von "Freiwilligenagenturen" einbeziehen. Das
soziale Miteinander im Alter sollte die Schranken der Isolation
überwinden, damit die Abhängigkeit von institutioneller Hilfe abnimmt
und Selbsthilfe möglich ist. Das Miteinander im Alter und zwischen
Generationen kann dazu beitragen, dass Senioren möglichst lange ein
selbst bestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen können.
Gleichzeitig können aktive Senioren eine willkommene Hilfe
insbesondere für Familien mit Kindern sein.
Wir unterstützen die Entwicklung von Wohnformen, die dazu beitragen,
diesen Zusammenhalt zu stärken. Die Wohnangebote müssen sich verstärkt
an den Nachfragebedürfnissen orientieren. Neue Wohnformen, wie z.B.
Seniorenwohn- oder Hausgemeinschaften und Mehrgenerationenwohnen
werden vermehrt nachgefragt werden. Wohnungsunternehmen haben die
Chance, das reine Vermietungsgeschäft und die Hausverwaltung durch
zusätzliche Dienstleistungsangebote zur Unterstützung des Lebens im
Alter bis hin zu Pflegedienstleistungen zu erweitern. Dabei bietet
sich die Kooperation mit bestehenden sozialen Diensten an.
II.4 Fortschritte bei der Integration von Einwanderinnen und
Einwanderern erzielen!
Deutschland ist Einwanderungsland. Ein ständig wachsender Teil unserer
Bevölkerung hat einen direkten oder indirekten Migrationshintergrund.
Das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben unserer Städte und
Gemeinden ist internationaler und dadurch bereichert worden.
Allerdings gibt es Probleme und Konflikte bei der Integration, die
sich z.B. in mangelnder Achtung unserer Rechtsordnung, fehlenden
Deutschkenntnissen, schlechten Schulleistungen und fehlenden Chancen
eines Berufseinstiegs ausdrücken. Wir brauchen deshalb eine aktive
Integrationspolitik des Förderns und Forderns.
Integrationserfolge und Misserfolge werden in unseren Städten und
Gemeinden sichtbar. Kommunen müssen einen wichtigen Beitrag leisten,
damit Integration gelingen kann. Kommunalpolitik sollte deshalb
fachübergreifende Integrationskonzepte entwickeln, bei denen das
Zusammenwirken der verschiedenen politischen und gesellschaftlichen
Akteure, der freien Wohlfahrtspflege, der Kirchen, ehrenamtlichen
Organisationen, der örtlichen Wirtschaft, den Bildungsträgern etc.,
moderiert und koordiniert wird. Dieses gilt auch für die Angebote an
Sprach- und Integrationskursen.
Der Spracherwerb ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.
Wir müssen ausländische Kinder und Jugendliche so frühzeitig wie
möglich fördern, damit sie für die Arbeitswelt ausreichend
qualifiziert sind. Hilfreich hierbei sind vor allem eigene, an die
Bedürfnisse und kulturellen Hintergründe angepasste Sprachkurse für
ausländische Frauen und Mütter. Kommunen und Länder müssen sich
insbesondere um die Situation an den Hauptschulen mit einem hohen
Anteil an Einwandererkindern kümmern. Wir benötigen eine Verbesserung
der beruflichen Integration. Die Verwaltungen sollten sich
interkulturell öffnen.
Wir erwarten von Einwanderern, dass sie sich aktiv an unserem
gesellschaftlichen Leben beteiligen und ihren Beitrag zur Integration
leisten. Und wir erwarten, dass sich Einwanderer an die Normen des
Grundgesetzes halten. Das Grundgesetz bietet genügend Raum für
kulturelle Vielfalt, es sichert die Freiheit des Glaubens, die
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und die Rechte von
Minderheiten. Auf der anderen Seite werden wir Diskriminierung in
allen ihren Formen bekämpfen, Vorurteile abbauen helfen und gegen
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entschieden vorgehen.
II.5 Städtebauliche Qualitäten im Bestand entwickeln - Grundversorgung
sichern !
Wirtschaftlicher und demografischer Wandel erfordern insbesondere für
strukturschwache Regionen mit Bevölkerungsrückgängen eine neue
Orientierung der Entwicklungsplanung. Aber auch in wachsenden Regionen
erfordert eine nachhaltige Siedlungsentwicklung eine verstärkte
Ausnutzung der Möglichkeiten der Innenentwicklung. Städtebauliche
Aufgaben werden zunehmend Aufgaben der Entwicklung des Bestandes sein.
Umnutzungen, Umbauprozesse, Rückbau bei Wohnungsleerstand und die
Konversion bisher gewerblich-industriell, durch die Bahn, oder
militärisch genutzter Flächen sind entscheidende Zukunftsaufgaben.
Wichtige Aufgabenfelder der Stadtentwicklung liegen in der
Herausbildung und Erhaltung identitätsbildender Zentren mit einem
funktionierenden Einzelhandel, in der Bewahrung historischer Bauwerke,
in der Orientierung auf eine qualitätsschaffende Baukultur, der
Stärkung der Innenstädte als Wohnstandorte und einer
stadtverträglichen Verkehrsentwicklung. In schrumpfenden Städten und
Gemeinden müssen wir uns der Aufgabe stellen, die
Infrastruktureinrichtungen an sinkende Bevölkerungszahlen anzupassen.
Dieses kann Schließungen oder den Rückbau technischer Anlagen
bedeuten.
Insbesondere in strukturschwachen, dünn besiedelten ländlichen Räumen
müssen Lösungen gefunden werden, wie auch künftig Kinderbetreuung,
Schule, Weiterbildungsangebote, medizinische Versorgung,
Einkaufsmöglichkeiten, Nahverkehr und andere notwendige
Dienstleistungen für alle Teilräume gewährleistet werden können.
Moderne Informations- und Telekommunikationstechnologien und
bürgerschaftliches Engagement bieten Chancen für neue Formen der
Sicherung der Infrastruktur. Beispiele hierfür sind:
Nachbarschaftsläden, gemeinschaftliches elektronisches Einkaufen, der
Aufbau flexibilisierter und mobiler Infrastrukturangebote nach dem
Prinzip "Das Angebot kommt zur Nachfrage", Postagenturen, Bürgerbüros,
Bürgertreffpunkte, selbst organisierte Dorfgastwirtschaft, Projekte
zur Nutzung erneuerbarer Energien, lokale Betreuung älterer und/oder
Menschen mit Behinderungen, Bürgerbusse u. a. m. Die Kommunen werden
künftig stärker zusammenarbeiten müssen, um ihre Handlungsfähigkeit zu
stärken und den Ressourceneinsatz und die Versorgungssicherheit zu
optimieren.
II.6 Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen !
Der öffentliche Raum einer Stadt oder Gemeinde ist die Lebens- und
Erfahrungswelt für alle ihre Bewohner. Es ist Aufgabe von Städtebau
und Stadtplanung seine Qualität ständig zu verbessern, Konflikte
abzubauen und Aneignungsmöglichkeiten für alle Gruppen der Bevölkerung
zu schaffen. Sozialdemokratische Politik setzt sich zum Ziel, Städte
und Gemeinden sicherer zu machen. Neben präventiver Sozialarbeit oder
dem Einsatz von Sicherheitskräften ist aber auch Zivilcourage
notwendig, um für ein sicheres Lebensumfeld zu sorgen. Toleranz darf
nicht in Wegschauen münden. Aggression, Gewalt oder Vandalismus im
öffentlichen Raum muss entschieden entgegengetreten werden.
Städte und Gemeinden können in vielfältiger Weise kriminal- und
gewaltpräventiv tätig werden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor kommunaler
Kriminalprävention liegt in sinnvoller Vernetzung der verschiedenen
Akteure und Angebote vor Ort. In die gemeinsame Arbeit müssen alle
betroffenen kommunalen Einrichtungen vom Jugendamt, Sozialamt bis zum
Ordnungsamt, Kirchen, Vereine, Verbände, Wirtschaft und die Polizei
einbezogen werden. Darüber hinaus können Kommunen eigene kommunale
Ordnungsdienste als Präventionsmaßnahme einrichten. Schließlich wird
durch eine präventive Sozialpolitik den Ursachen von Kriminalitäts-
und Gewaltbereitschaft vorgebeugt.
Projektgruppe "Lebenswerte Städte und Gemeinden" beim
SPD-Parteivorstand
Vorsitzende der Projektgruppe:
Bärbel Dieckmann Stellv. Vorsitzende der SPD,
Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn
Christoph Matschie, MdL Vorsitzender der SPD Thüringen,
Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Thüringen
Mitglieder der Projektgruppe:
Andreas Breitner Bürgermeister der Stadt Rendsburg
Ivo Gönner Oberbürgermeister der Stadt Ulm
Achim Großmann, MdB Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ingrid Häußler Oberbürgermeisterin der Stadt Halle/Saale
Jann Jacobs Oberbürgermeister der Stadt Potsdam
Annette Karl Gemeinderätin in der Stadt Altenstadt,
ASF-Bundesvorstand
Dr. Gerhard Langemeyer Oberbürgermeister der Stadt Dortmund,
Vorsitzender der Bundes-SGK
Dr. Ulrich Maly Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Sabine Röhl Landrätin des Kreises Bad Dürkheim
Silke Schindler, MdL Kommunalpolitische Sprecherin der
SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt
Beate Weber Oberbürgermeisterin der Stadt Heidelberg
Marion Weike Bürgermeisterin der Stadt Werther
Ulrike Westkamp Bürgermeisterin der Stadt Wesel
Hauptamtliche Mitarbeiter:
Dennis Buchner Referent im Büro der Stellv. Parteivorsitzenden Bärbel
Dieckmann
Dr. Manfred Sternberg Stellvertretender Geschäftsführer der Bundes-SGK
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