06.12.2006
UNO-Generalsekretär Kofi Annan: „Wir müssen die Armut aus Verpflichtung und nicht aus Mitleid bekämpfen“
Erklärung zum Tag der Menschenrechte, 10. Dezember 2006
New York/Vereinte Nationen – Die Kampgane, um Armut Geschichte werden zu lassen, ist eine zentrale moralische Herausforderung unserer Zeit. Die Menschenrechte durchzusetzen kann einen Weg dahin aufzeigen.
Grundlegende Menschenrechte – das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, auf Nahrung und auf grundlegende Gesundheitsfürsorge, auf Möglichkeiten zur Bildung, auf angemessene Arbeit oder auf Freiheit von Diskriminierung – sind exakt das, was die Armen der Welt benötigen. Allerdings sind es gerade sie, die auf Grund ihrer geschwächten Position am wenigsten in der Lage sind, diese „universellen“ Rechte zu erhalten oder zu verteidigen. Als Folge daraus sind die Menschenrechte überall dort und immer dann in Gefahr, wenn ein Mann, eine Frau oder ein Kind in extremer Armut leben. Wenn wir die Menschenrechte ernst nehmen, müssen wir zeigen, dass wir ihren Verlust ernst nehmen. Wie durch das Motto des diesjährigen Menschenrechtstags nahe gelegt, müssen wir dem Aufruf zur Bekämpfung der Armut „aus Verpflichtung, nicht aus Mitleid“ folgen. Jeder von uns sollte verstehen, dass die Rechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte niedergelegt sind, wenig Wert für Millionen Menschen auf der Welt haben, die von Krankheit und Hunger geplagt werden, solange sie keine effektive Hilfe erhalten. Wir alle müssen erkennen, dass wo immer ganze Familien mit weniger als einem Dollar pro Tag eine Existenz fristen, oder Kinder mangels elementarer lebensrettender Fürsorge sterben, die Erklärung bestenfalls heuchlerisch wirkt. Armut vom Standpunkt der Menschenrechte aus zu betrachten, verstärkt unseren moralischen Imperativ zum Handeln; bringt aber auch Vorteile. Da die Menschenrechtsnormen einen größeren Einfluss des Individuums hervorheben, kann ein Rechtsansatz helfen, den Einfluss der Armen zu vergrößern. Er kann Bürgern aller Schichten helfen, das Wissen und die Stellung zu erlangen, die sie benötigen, um eine wirkliche Rolle bei Entscheidungen zu spielen, die ihr Leben betreffen. Er kann die Aufmerksamkeit auf einen soliden und nachhaltigen Prozess lenken, der auf einen langfristigen Fortschritt hoffen läßt. Auch kann er uns anregen, unsere Erfolge nicht nur am Einkommensniveau zu messen, sondern auch an der Freiheit, die die Menschen haben, um ein erfülltes und angenehmes Leben zu führen. Heute gehen die Bereiche Entwicklung, Sicherheit und Menschenrechte Hand in Hand. In keinem kann es ohne die anderen zu Fortschritten kommen. Tatsächlich untergräbt jeder, der nachdrücklich über Menschenrechte spricht, aber nichts für menschliche Sicherheit und Entwicklung tut – oder umgekehrt – sowohl seine Glaubwürdigkeit als auch seinen Beweggrund. Sprechen wir mit einer Stimme über alle drei Bereiche und arbeiten wir daran, sicherzustellen, dass die Freiheit von Mangel, die Freiheit von Furcht und die Freiheit, in Würde zu leben, eine wirkliche Bedeutung für die Bedürftigen hat.
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