08.12.2006
Kurt Beck gratuliert Erhard Eppler zum 80sten Geburtstag
Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, derrheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, gratuliert dem Bundesminister a. D., Erhard Eppler,zum 80. Geburtstag am 9. Dezember mit folgendem Schreiben:
"Lieber Erhard,
zu Deinem 80. Geburtstag gratuliere ich Dir - auch im Namen des Parteivorstandes - sehr herzlich. Die deutsche Sozialdemokratie, der Du jetzt seit 50 Jahren angehörst, wäre ohne Dein Wirken ärmer, ihre programmatische Erneuerung wäre ohne Deine Beiträge nicht denkbar.
Deine parteipolitischen Ämter und Funktionen reichen von Deinem Engagement in Baden-Württemberg Anfang der sechziger Jahre bis zu Deiner langjährigen Mitgliedschaft im Parteivorstand und Präsidium.
Als Vorsitzender der Grundwertekommission hattest Du entscheidenden Anteil an der grundlegenden programmatischen Ausrichtung der SPD. Mit beharrlicher Überzeugungskraft und politischem Weitblick hast Du für das einmal als richtig Erkannte geworben und mitgeholfen in wichtigen gesellschaftlichen Konfliktfeldern das Bewusstsein der Menschen zu schärfen und schließlich zu verändern. Die Forderung nach einem verstärkten Einsatz in der Entwicklungspolitik, nach einer neuen Bewertung der Atomenergie gehörten ebenso dazu, wie Dein Werben für ein Umdenken in der Haltung zu Natur und Umwelt.
Als Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit hast Du in den Jahren von 1968 bis 1974 der Entwicklungspolitik ein neues werteorientiertes und tragfähiges Fundament gegeben.
Deine Rede vom 17. Juni 1989 gehört zu den Glanzpunkten in der Geschichte des Parlamentes: Auch hier hast Du wieder Deine ungewöhnlich große Fähigkeit zum Erspüren von Entwicklungen bewiesen.
In weiser Voraussicht hattest Du dem SED-Regime Reformunfähigkeit vorgeworfen und das Recht auf Selbstbestimmung für alle Deutschen eingeklagt.
Als Meister des Wortes in Rede und Schrift hast Du Dich immer dann erwiesen, wenn schwierige politische Entscheidungen in der SPD anstanden: Deine Rede zum umstrittenen Einsatz deutscher Soldaten im Kosovo auf dem Parteitag am 12.4.1999 in Bonn hat mitgeholfen, diesen ersten Einsatz deutscher Soldaten seit 1945 auf fremdem Boden moralisch zu begründen.
Die Reformpolitik von Gerhard Schröder hast Du verteidigt und in schwierigen Zeiten mitvertreten. Das Bewusstsein der Menschen für die Notwendigkeit der Reformen war zu Beginn dieses Prozesses noch nicht vorhanden. Dass es heute mehr Bewusstheit dafür gibt, ist auch Dein Verdienst.
Im laufenden Programmprozess der SPD spielst Du wieder eine wichtige Rolle und plädierst für ein Programm mit einer relativ starken Wirklichkeitsfixierung. Es sollen keine unerfüllbaren Versprechungen gemacht werden, die der Wirklichkeitsprüfung nicht standhalten.
Die Verteidigung des europäischen Modells eines demokratischen Rechts- und Sozialstaates siehst Du in unserer Zeit als die wichtigste und vordringlichste Aufgabe der Sozialdemokratie an. Die Diskussion darüber was Sache des Marktes und was Sache der Zivilgesellschaft und des Staates ist, ist auch dank Deiner Teilnahme in vollem Gange.
Deinen Weg in der Politik hast Du einmal als Wanderung durch den Schwarzwald beschrieben: Am Fuße eines steilen Berges hofftest Du auf den Gipfel, der alle Mühen belohnen würde. Doch oben angekommen, sahst Du nur viele weitere Berge! Und das war gut so, denn wir zählen auf Dich.
Lieber Erhard, ich danke Dir für Deine unermüdliche, zugleich loyale und kritische Begleitung unserer Arbeit. Deine Neigung, das was wir tun zu reflektieren, ist für uns alle nützlich und unverzichtbar. Es sind nicht viele in der SPD, die die praktischen Anforderungen der Tagespolitik kennen und zugleich den Blick für das Große und Ganze nicht verlieren. Auf Deinen Rat zähle ich gerne.
Ich wünsche Dir alles Gute für die kommende Zeit: Gesundheit vor allem, aber auch Lebensfreude und Glück.
Mit herzlichem Gruß
Dein Kurt Beck"
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