08.05.2007
UNHCR: Iraker brauchen mehr und nicht weniger Schutz
Berlin (ots) - Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) spricht sich
gegen Abschiebungen in den Irak und den Widerruf der
Flüchtlingseigenschaft gegenüber Irakern aus.
Die derzeitige Situation des Landes sei durch "allgegenwärtige,
extreme Gewalt im Zentralirak und signifikante Instabilität in den
südlichen Landesteilen gekennzeichnet", heißt es in einem heute
veröffentlichten Irak-Positionspapier der UN-Organisation. Sie ruft
deshalb dazu auf, keine Abschiebungen in den Zentral- und Südirak
durchzuführen.
Auch Irakern aus der unter kurdischer Verwaltung stehenden
Provinzen sollte der weitere Aufenthalt im Asylland zumindest aus
humanitären Gründen gestattet werden. Im kurdisch dominierten Norden
des Landes sei die Sicherheitslage zwar derzeit ruhiger, bleibe aber
dennoch "weiterhin angespannt und unvorhersehbar". Für Personen aus
dem Nordirak, die unter keinem Gesichtspunkt schutzbedürftig seien,
sei deshalb eine Rückkehr lediglich im Einzelfall und auch nur dann
möglich, wenn die Betroffenen vor Ort durch die Familie bzw. der
Aufnahmegemeinde reintegriert werden könnten.
Zusammenfassend wird in dem UNHCR-Papier betont, die irakischen
Behörden seien derzeit nicht in der Lage, den Einwohnern des Landes
"ein Mindestmaß an Schutz gegen generalisierte Gewalt und massive,
gezielte Menschenrechtsverletzungen zu bieten". Zudem seien
entscheidende politische Fragen ungelöst. Überdies leide das Land an
chronischem Mangel an Energie, Elektrizität und Wasser sowie
gravierenden Defiziten des Gesundheits- und Bildungssystems, die
zusätzliche Ursachen für soziale Unruhen bildeten.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt UNHCR, Asylsuchende aus dem Süd-
und Zentralirak als Flüchtlinge im Sinne der Genfer
Flüchtlingskonvention anzuerkennen. Bereits anerkannte Flüchtlinge
sollten ihren Schutzstatus behalten. Dessen Aufhebung im Einklang mit
der Genfer Flüchtlingskonvention sei nicht möglich, da es im Irak
keinen (ausreichenden) effektiven Schutz für die Betroffenen gebe.
Zudem sei für Flüchtlinge aus dem gesamten Irak keine so genannte
inländische Fluchtalternative vorhanden.
Das vollständige UNHCR-Positionspapier zum Irak ist auf der
Startseite von www.unhcr.de abrufbar.
Originaltext: Der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR)
Kontakt:
Stefan Telöken
UNHCR Deutschland
Telefon: 030/20 22 02-10
Telefax: 030/20 22 02-23
Internet: www.unhcr.de
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