11.03.2007
Immer wieder wird vom CO2-freien Atomstrom gesprochen, sogar unterstützt vom Öko-Institut. Letzteres unterstellt aufgrund einer "Life-Cycle" - Analyse, dass der Energieeinsatz und damit die CO2 Emission für die Herstellung von Solarstrom höher sei als bei Atomstrom. Bei der vom Öko-Institut entwickelten Analysemethode (GEMIS) wird alle "graue Energie" mitberechnet, also der gesamte in der Prozesskette erforderliche Energieaufwand (von der Förderung der Primärenergie bis zum Energieeinsatz für in der Produktion eingesetzte Techniken, sowie Energietransport - und Verteilungsaufwendungen).
Nun ist zwar die GEMIS-Methode richtig, aber deshalb müssen noch lange nicht die angegebenen Daten stimmen. Bei den Berechnungen des Öko-Instituts ist dies nicht der Fall, so dass es sich leider an einem Schönreden der Atomenergie beteiligt. Weder stellt es in Rechnung, dass ein Grossteil der Photovoltaikanlagen-Produzenten schon mit erneuerbaren Energien in der Produktion arbeitet, noch hat es belegen können, dass eigene (sicher sehr aufwändige) Primärerhebungen des Energieverbrauchs bei der Uranförderung und -aufbereitung zu atomaren Brennelementen vorgenommen wurden.
Zu den Fakten gehört, dass über die Verarbeitungsschritte - Uranerzförderung, Erzaufbereitung, Konversion und Anreicherung - aus 440.000 t geförderten Uranerzes lediglich 33 t AKW-Brennelemente entstehen. Jeder Bearbeitungsschritt ist energieaufwändig, weil mehrmals der Aggregatzustand des Urans verändert werden muss: fest - pulverförmig - flüssig - gasförmig - flüssig - pulverförmig - fest. Dabei fallen überdies gigantische Abfallmengen an: 400.000 t radioaktiver Abraum auf Halde bei der Erzförderung, nahezu 40.000 t Schlämme in Deponien bei der Erzaufbereitung, 180 t Abfall bei der Konversion, 180 t abgereichertes Uranhexafluorid bei der Anreicherung, und dann erst haben wir die Brennelemente. Danach folgt die bisher immer noch ungelöste Zwischen- und Endlagerung atomaren Mülls.
Man sollte dem Öko-Institut einen Studienauftrag geben, seine GEMIS-Methode mit selbst erhobenen Daten anzuwenden - und sich nicht auf die Daten der Uranfördergesellschaften und der Atomindustrie verlassen, die sich stets als geschönt herausstellten.
Dr. Hermann Scheer verweist deshalb auf den Aufsatz von Dr. Ulf Bossel, in der Ausgabe 11/2007 der Zeitschrift "Solarzeitalter" mit dem Titel "Das Märchen vom CO2-freien Atomstrom". Er beweist, dass es durchaus fundierte Studien zu diesem Thema gibt.
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