Zur aktuellen Diskussion um die ICE-Trasse Frankfurt_Mannheim erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Mark:
Ich hoffe, dass die in den Medien und von der Region geäußerte Skepsis gegenüber der Verlässlichkeit von Ministerpräsident Oettinger nicht doch berechtigt war. Für mich ist schon bemerkenswert, mit welcher Vehemenz Oettinger sich für "Stuttgart 21" und die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm einsetzt und gleichzeitig das Thema Lückenschluss des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes Frankfurt-Mannheim, Stärkung des Hauptbahnhofs Mannheim und Verhinderung des Bypasses vernachlässigt. Der Ministerpräsident erwähnte und bekannte sich gegen den Bypass erst nach neuerlichem Druck. Die Metropolregion darf sich das nicht bieten lassen!
Jede weitere Verzögerung wäre schädlich für das Rhein-Neckar Dreieck, wie aus dem neuen Gutachten "Gesamtwirtschaftliche Bewertung des Großknotens Köln – Rhein/Main – Rhein/Neckar" der Beratergruppe Verkehr+ Umwelt GmbH hervorgeht. Auf Seite 4 der Kurzfassung des Gutachtens wird von einer "Reduktion der Bedienungshäufigkeit auf den ICE-Linien Köln-Mannheim- Stuttgart-München zwischen Stuttgart und München von 28 auf 16 Zugpaare je Tag" gesprochen.
Ich fordere Ministerpräsident Oettinger und Bundesverkehrsminister Tiefensee auf, Bahnchef Mehdorn endlich klar zu machen, dass der Lückenschluss schnellstmöglich überwunden werden muss und kein Bypass gebaut werden darf. Auch für Herrn Mehdorn sollten die Beschlüsse des Landtags von Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Deutschen Bundestages verbindlich sein. Wenn Herr Mehdorn beim Mannheimer Bahnhof von "Milchkannenmitnahme" spricht, muss ihm klar gesagt werden, dass Mannheim die zweitgrößte Stadt des Landes Baden-Württemberg und der bedeutendste ICE-Knotenpunkt Süddeutschlands ist. Schließlich handelt es sich bei der Metropolregion Rhein-Neckar um den sechstgrößten Ballungs- und Wirtschaftsraum der Bundesrepublik.
Als Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion werde ich weiter mit den anderen Abgeordneten der Region für den ausschließlichen Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Frankfurt-Mannheim nur über den Hauptbahnhof Mannheim streiten. Dabei werde ich versuchen, auch die „Mark/ROV- Variante“ (Variante C), wieder in die Diskussion einzubringen, die vom Regierungspräsidium Karlsruhe in seiner raumordnerischen Beurteilung der DB-Neubaustrecke Rhein/Main-Rhein/Neckar, Abschnitt Baden-Württemberg, wie folgt gewürdigt wurde:
„Mögliche Vorteile einer solchen Trassenführung könnten aus raumordnerischer Sicht nämlich sein:
Eine Diagonaltrasse wäre um 2,5km kürzer als die Variante A. Entsprechend geringer wäre auch der Flächenverbrauch.
Eine Entstehung von „Restflächen“ im Bereich des Viernheimer Dreiecks und der Einfädelung in die westliche Riedbahn würden durch eine Diagonaltrasse vermieden.
Von einer Diagonaltrasse würden keine Trinkwasserschutzgebiete tangiert.
Aus eisenbahnbetrieblicher Sicht käme zur kürzeren Streckenlänge eine im Hinblick auf das Geschwindigkeitsprofil günstigere Streckenführung hinzu.“
Berlin, 01.09.2006
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