Schließung des Flughafens Tempelhof
Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Klaus,
mit großer Sorge verfolge ich die gegenwärtige Diskussion um die Schließung des Flughafens Tempelhof, den ich als Mannheimer Abgeordneter regelmäßig nutze.
Unabhängig von meinem Eigeninteresse halte ich die Planungen des Senats, die Flughäfen Tempelhof und Tegel sechs Monate nach Baubeginn des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) zu schließen, für falsch. Am 19. Dezember soll beim Oberverwaltungsgericht über die Klage der betroffenen Airlines in Tempelhof gegen den Schließungsbescheid der Berliner Luftverkehrsbehörde entschieden werden. Mir leuchtet in keiner Weise ein, warum der innerstädtische Flughafen Tempelhof bei Neueröffnung des BBI geschlossen werden muss.
Die Argumentation des Senats mit den jährlichen Kosten für den Flughafen Tempelhof von 14 Mio € scheint mir unredlich, weil man beim Bau des Hauptstadtflughafens (BBI) die Kosten der Gesamtimmobilie rechnet und diese dem Flugbetrieb anlastet, obwohl der größte Teil der Immobilie für diesen Zweck nicht erforderlich ist. Mit einer Schließung ließe sich das Defizit nicht aus der Welt schaffen. Durch eine sinnvolle Weiternutzung dagegen könnte das jährliche Minus durch entsprechende Erlöse abgebaut werden.
Vom Bundesfinanzministerium wurde das jetzt vorliegende Investorenkonzept der US-Investoren Fred Langhammer und Ronald S. Lauder, die den Flughafen als ambulantes Gesundheitszentrum unter Einhaltung des Flugverkehrs nutzen wollen, als „wirtschaftlich tragfähig und umsetzbar“ eingestuft. Auch das jüngst vom Brandenburger Infrastrukturministerium einberufene Expertengespräch zur Auslotung der rechtlichen Hürden für ein mögliches Offenhalten des Flughafens hat nach Einschätzung von Fachleuten noch kein eindeutiges Ergebnis gebracht. Tatsache ist, dass auch im Bundesverteidigungsministerium darüber nachgedacht wird, die Flugbereitschaft der Bundeswehr nach Berlin zu verlegen, wovon Tempelhof profitieren könnte.
Ich bitte Dich deshalb, dem Betrieb des Flughafens Tempelhof auch über den Oktober 2007 hinaus eine Chance zu geben. Denkbar wäre z.B., den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr - ein elementar wichtiger Posten für den Wirtschafts- und Regierungsstandort Berlin - als ein Segment des Flugverkehrs dort beizubehalten. Die Passagiere benötigen von Tempelhof nach Berlin-Mitte nur etwa 15 Minuten, während sie von Schönefeld aus mehr als eine Stunde unterwegs wären. Ich gebe auch zu bedenken, dass andere „Weltstädte“ wie London, Washington oder auch Buenos Aires gerade dabei sind, ihre City-Flughäfen auszubauen oder gar neu anzulegen. Da sollte Berlin nicht den Rückwärtsgang einlegen.
Das Flughafengelände steht unter Denkmalschutz und kann nach einer Schließung nicht ohne weiteres für andere Zwecke umgebaut werden, was neue Probleme mit sich bringen würde. Auch könnte dem Land Berlin bei einer Schließung des Flughafens vor dem Hintergrund der historischen Bedeutung des Flughafens bei der Berlin-Blockade im Jahr 1948 mangelndes Geschichtsbewusstsein vorgeworfen werden.
Deshalb nochmals mein Appell, den vom Senat veranlassten Schließungsbescheid zurückzuziehen oder zumindest den für den 19. Dezember geplanten Gerichtstermin zu verschieben. Damit hätte die Politik ausreichend Zeit, das vorliegende oder auch weitere Investorenkonzepte gründlich zu prüfen sowie alle noch laufenden rechtlichen Verfahren abzuwarten, um dann neu zu entscheiden.
Mit Dank für Dein Interesse und in der Hoffnung auf positive Nachricht
Lothar Mark
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