v.l.: Boris Weirauch, Mathias Kohler, Lothar Mark, Petar Drakul, Kurt Kubinski und Prof. Horst Wagenblaß mit Bildern von Willy Brandt
Boris Weirauch, Ortsvereinsvorsitzender der SPD-Mannheim-Ost, konnte am 24. April 2004 im vollbesetzten Trafohaus im Namen der SPD-Ortsvereine Innenstadt, Rheinau, Lindenhof und Neckarau den Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Mark zum Thema „Willy Brandt- Stationen eines politischen Lebens“ begrüßen.
Lothar Mark erinnerte an den steinigen Lebensweg des jungen Willy Brandt, der sich auch durch die Erziehung seines Großvaters schon früh der Idee des Sozialismus verbunden gefühlt habe. 1933 mußte Willy Brandt wie viele andere Sozialdemokraten Nazi-Deutschland verlassen und floh nach Norwegen, so der Mannheimer Bundestagsabgeordnete. Immer wieder sei ihm von konservativ-reaktionären Kräften später in unerträglicher und verleumderischer Weise der Vorwurf der „feigen Emigration“ gemacht worden. Nach Kriegsende und dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur kehrte Willy Brandt nach Deutschland zurück, wurde 1957 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt, wo er der Stadt „in einer der heißesten Phasen des Kalten Krieges“ Mut und Zuversicht vermittelt habe, so Mark. An dieser Stelle erinnerte der Mannheimer Bundestagsabgeordnete an den unvergesslichen Besuch von John F. Kennedy in der geteilten Stadt, der an der Seite von Willy Brandt von einer begeisterten Bevölkerung in Berlin empfangen worden war.
Seit 1969 Bundeskanzler, habe Willy Brandt seine Entspannungspolitik mit den Nachbarn im Osten konsequent gegen alle Widerstände aus der CDU/CSU durchgesetzt und die Ostverträge unterzeichnet, mit denen der beiderseitige Gewaltverzicht und die Unverletzlichkeit der Grenzen geregelt wurde, so Mark. Symbol des Willens zur Versöhnung sei der legendäre und emotional bewegende Kniefall vor dem Mahnmal im Warschauer Ghetto gewesen, so der Mannheimer Abgeordnete. Auch dieser habe ihm im Jahr 1971 den Friedensnobelpreis eingebracht. Ihm sei bis heute unverständlich, so Mark, dass es für seine Politik trotz der internationalen Anerkennung bei den Oppositionsparteien solch starke Widerstände gegeben habe. „Die Mehrheit der Deutschen stand aber hinter Willy Brandt und seiner Politik des „Wandels durch Annäherung“ im deutsch-deutschen Verhältnis.“ Viele der älteren Zuhörer erinnerten sich noch an den Fackelzug der Mannheimer Bürger vom Paradeplatz zum Wasserturm, mit dem sie ihre Verbundenheit mit dem sozialdemokratischen Kanzler zum Ausdruck gebracht hatten.
Er bedaure bis heute, dass die Kanzlerschaft von Willy Brandt im Jahr 1974 durch die Guillaume-Affäre ein so jähes Ende gefunden habe. Parteivorsitzender sei er jedoch bis 1987 geblieben. Erfreulicherweise sei es Willy Brandt aber vergönnt gewesen, so Mark, die Wiedervereinigung Deutschlands noch als „Erfolg seiner konsequent vorangetriebenen Ostpolitik und „Krönung seines Lebenswerks“ zu erleben.
Lothar Mark hob abschließend drei Dinge hervor, die den Menschen und Politiker Willy Brandt ausmachten: „Willy Brandt hatte ein ausgeprägtes Gespür für gesellschaftspolitische Prozesse. Seine visionären, politischen Konzepte waren stets offen genug angelegt, um noch modifiziert zu werden. Auch hatte er die außergewöhnliche Fähigkeit, die unterschiedlichsten Menschen so anzusprechen, dass sie sich verstanden und von ihm vertreten fühlten.“ Er sei zugleich Visionär, Pragmatiker und Realpolitiker gewesen, genau das, was in dieser Zeit gebraucht wurde, so Mark.
Der Vortrag von Lothar Mark wurde von den anwesenden Gästen - unter ihnen die SPD-Kreisvorsitzende und Stadträtin Helen Heberer, Stadtrat Prof. Dr. Horst Wagenblass, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Konstanze Wegner und die SPD-Gemeinderatskandidatinnen Irmtraud Kochte, Johanna Jakobi, Doris Glaser und Rosemarie Rehberger sowie von Kurt Kubinski mit starkem Beifall quittiert.
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