04.06.2007 Lothar Mark schreibt an Rektor Arndt wegen Neustrukturierung der Universität
Hier können Sie den Brief von Lothar Mark an Rektor Prof. Dr. Arndt zur Neustrukturierung der Universität Mannheim vom 04.06.2007 lesen:
Magnifizenz,
das erklärte Ziel der vom Rektorat vorangetriebenen Neustrukturierung der Universität ist eine Stärkung der als Kernbereiche definierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dabei gehen Sie von der Voraussetzung aus, dass auf Grund einer angespannten Haushaltslage signifikante Investitionen des Landes in die Universität Mannheim in nächster Zeit nicht herbeizuführen sind. Dementsprechend wird als einzig gangbarer Weg zur Erreichung obigen Ziels die Methode der hausinternen Umschichtung von Ressourcen proklamiert.
Problematisch an dieser Vorgehensweise ist meines Erachtens der hohe Stellenwert, welcher der Methode der hausinternen Umschichtung zur Erreichung dieses Ziels zuerkannt wird.
Schließlich ist das Land trotz Hochschulautonomie hauptverantwortlich für die finanziellen Rahmenbedingungen der Universitäten. Es ist daher problematisch, gegenüber der Landesregierung zu erklären, dass sich die Hochschule „die Exzellenz aus dem eigenen Fleisch schneiden“ wolle und könne. Dadurch wird an den „Investor“ Landesregierung das falsche Signal gesandt, dass signifikante Leistungssteigerungen auch ohne Investitionen von außen möglich sind.
Die Methode der hausinternen Umschichtung kann nur dann wirksam sein, wenn permanent eine Reserve von „umwidmungswürdigen Ressourcen“ vorgehalten wird. Das führt zwangsläufig zu einer Unterteilung der Universität in Fächer mit Ausbau- und Fächer mit Rückbauperspektive, und damit zur Schwächung, Zersetzung und Schließung von Fächern.
Das Ziel einer wirkungsvollen Stärkung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist auf diesem Wege nicht in befriedigender Weise und innerhalb eines vernünftigen Zeithorizonts lösbar. Der einzig erfolgversprechende Weg ist meines Erachtens, beim Ministerium dafür zu werben, dass die Universität Mannheim durch strukturpolitische Maßnamen zum Zentrum für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Baden-Württemberg ausgebaut wird.
Insbesondere die Fachbereiche Informations- und Geisteswissenschaften sehe ich von der oben skizzierten Zersetzung bedroht:
Die Informationswissenschaften waren bislang vertreten durch die Institute für Technische Informatik, für Mathematik und für Informatik, die nun die Fakultät für Mathematik und Informatik bilden, sowie dem Bereich Wirtschaftsinformatik der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre.
Dem Vernehmen nach plant das Rektorat nach dem Weggang der TI eine neue Fakultät „Wirtschaftsinformatik“ zu gründen, die aus dem Area Wirtschaftsinformatik und den Instituten für Mathematik und für Informatik gebildet werden soll. Außerdem sollen dieser Fakultät die vier neuzubesetzenden Lehrstühle zugeordnet werden, die als Kompensation für die TI von Heidelberg nach Mannheim kommen sollen.
Offenbar gibt es jedoch innerhalb der Universität Widerstand gegen diese Fakultätsneubildung, der wohl damit zu begründen ist, dass die Ressourcen aus Heidelberg beim Verzicht auf die Gründung der Fakultät für Wirtschaftsinformatik in die Betriebswirtschaftslehre gehen und die Informatik und Mathematik auf diese Weise vom Rest der Uni abgekoppelt und der Schließung einen Schritt näher wären.
Ich bitte Sie, an der Gründung der Fakultät für Wirtschaftsinformatik trotz der Widerstände festzuhalten und die vorgetragenen Überlegungen bei Ihrem Vorgehen angemessen zu berücksichtigen.