In einem Schreiben an den Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Manfred Stolpe, verwies der Mannheimer Abgeordnete Lothar Mark auf gravierende Probleme im europäischen Schienengüterverkehr. Dass Güterzüge nach einem Transport aus dem Ausland zumeist leer zurückfahren, ist nach Ansicht des Mitgliedes im Haushaltsausschuss sowohl ökologisch als auch ökonomisch nicht vertretbar.
In ihrem Antwortschreiben machte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister, Angelika Mertens, die veralteten Strukturen des internationalen Eisenbahngüterverkehrs für diesen Missstand verantwortlich. Noch heute erfolge der internationale Schienenverkehr mehrheitlich im Rahmen eines Kooperationssystems der ehemaligen Staatsbahnen. „Dass ein solches System, bei dem an der Grenze jeweils ein vollständiger rechtlicher, kaufmännischer und technischer Wechsel erforderlich wird, nicht den Anforderungen eines weitgehend liberalisierten europäischen Transportmarktes entspricht, liegt auf der Hand“, so Mertens. Europäische und nationale Verkehrspolitik seien daher bestrebt, dem Schienengüterverkehr die gleichen Chancen einzuräumen wie dem konkurrierenden LKW-Verkehr. Die Staatssekretärin versicherte, dass mit den Beschlüssen zu den sog. 1. und 2. Eisenbahnpaketen die vollständige Liberalisierung des Güterverkehrs zum 1. Januar 2007 in Kraft treten werde. Systematische Leerfahrten würden dann der Vergangenheit angehören.
Lothar Mark brachte in dem Brief zudem sein Unverständnis über die enormen Verzögerungen von Güterzügen auf der Strecke Berlin-Moskau zum Ausdruck. Die Züge seien ca. 20 Tage unterwegs, obwohl die reine Fahrzeit nur drei Tage betrage. „Auch hier scheint mir im Interesse der Zeit- und Kostenersparnis sowie der Verhinderung von Diebstählen Abhilfe dringend erforderlich“, so Mark.
Staatssekretärin Angelika Mertens erklärte in dieser Frage, die Chefs der Eisenbahngesellschaften Deutschlands, Polens, Weißrusslands und Russlands hätten erkannt, dass die Verkürzung der Transportzeiten einen entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen darstelle. Im Rahmen des sog. Vierachsenprojekts sei eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen worden, die zu einer deutlichen Qualitätssteigerung des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs führen solle. „Regierungen und Bahnen sind mit der konsequenten und zügigen Umsetzung der Beschlüsse des Vierachsenprojekts auf dem richtigen Weg, dem Schienenverkehr im Paneuropäischen Korridor II den Marktanteil zu verschaffen, der ihm gebührt“, so Staatsekretärin Mertens in ihrem Brief an Lothar Mark.
29.06.04
|