Zu der Ankündigung des Brockhaus Verlages, künftig keine gedruckte Enzyklopädie mehr herauszugeben, erklärt der Mannheimer Bundestagsabgeordnete:
Nun ist es also soweit: Wer früher hinter sich ins Bücherregal griff, um in seinem „Brockhaus“ etwas nachzuschlagen, muss künftig darauf verzichten. „Die im Jahr 2005 erschienene 21. Auflage der Brockhaus-Lexikonreihe dürfte die letzte gewesen sein, so Klaus Holoch, Sprecher des Traditionsverlages, im Mannheimer Morgen. Stattdessen wird es ab April das Lexikonportal „Brockhaus online“ im Internet geben, das kostenlos zur Verfügung und über Werbeeinnahmen finanziert werden soll. Grund dafür: Der drastische Umsatz- und Gewinneinbruch im abgelaufenen Jahr, den der Verlag in dieser Höhe nicht erwartet hatte.
Einerseits war dieser Schritt angesichts der rapiden Entwicklung der modernen Informationsgesellschaft lange absehbar und ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht sicher nachvollziehbar, andererseits geht hier aber ein Stück Kultur und Tradition verloren, von der sich gerade die Älteren unter uns nur schwer werden verabschieden können.
Ich meine, hier sollte man den Verlag nicht im Regen stehen lassen, sondern in einer konzertierten Aktion aller am Kulturerbe interessierten Institutionen und Persönlichkeiten versuchen, eine Lösung für die finanziell problematische Lage zu finden. Dabei sind nicht nur Stiftungen, sondern auch Universitäten und Bibliotheken gefragt. Im Gegensatz zum schnelllebigen und oft anonymen Internet überleben Bücher die Generationen und dienen der Nachwelt zur Dokumentation unseres kulturellen Erbes. Was heute in Google und vor allem bei der „Patchwork-Enzyklopädie“ Wikipedia zu finden ist, kann kaum zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden, da oft ohne Datum und Quellenangabe. Zudem ist die Richtigkeit der Inhalte keinesfalls garantiert. Hierin liegt in der Tat die große Chance von „Brockhaus online“, denn der Name spricht für Qualität.
Dennoch: Neben der Online-Version sollte es auch künftig möglich sein, für öffentliche und private Institutionen, aber auch für Buchhandlungen eine aktualisierte Druckversion des „Brockhaus“ herzustellen, die jedem zugänglich ist. Nicht nur für die Online-Ausgabe, sondern auch dafür werden weiter erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebraucht.
Noch ist es nicht so weit, dass sich jeder von uns spielerisch im Internet zurecht findet, und gerade ein Traditionsunternehmen wie der Brockhaus-Verlag verdient Unterstützung.
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