ICE-Trasse: Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Dieter Posch hat sich ein Bild vom Planungsstand verschafft
Lesen Sie einen Artikel von Uwe Rauschelbach im "Südhessen Morgen"
Lampertheim/Neuschloss. Für die Besorgnisse der Bevölkerung im Kreis Bergstraße zeigte er großes Verständnis. Doch versprechen wollte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Dieter Posch (FDP) bei seinem gestrigen Besuch in Neuschloß nichts. Im Stadtteil ließ er sich über die Pläne für den Verlauf einer neuen ICE-Trasse zwischen Lorsch und Mannheim informieren.
Der Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes hatte zuvor von einem "Kampf Davids gegen Goliath" gesprochen, den die Region gegen die Bahn führe. Vor dem Minister sowie Vertretern einzelner Kreiskommunen und den Landtagsabgeordneten Norbert Schmitt (SPD), Peter Stephan (CDU) und Frank Sürmann (FDP) bat Wilkes um Unterstützung der südhessischen Positionen zum geplanten Bau der ICE-Strecke.
Solidarität bröckelt
Lampertheims Bürgermeister Erich Maier lenkte die Aufmerksamkeit des Verkehrsministers vor allem auf die C- beziehungsweise Mark-Variante, die seit Wochenbeginn als diejenige Streckenführung gilt, die von der Bahn-Tochter DB Netz favorisiert wird (wir berichteten). Diese Variante schwebe seit 2001 als "Damoklesschwert" über den Köpfen der südhessischen Bevölkerung. Er, so Maier, habe den Eindruck, dass die Solidarität zwischen Nordbadenern und Südhessen bröckele, nachdem der Direktor des Verbands Region Rhein-Neckar, Stefan Dallinger, bei einer Stellungnahme in unserer Zeitung keine klare Stellung gegen die Mark-Variante bezogen habe. Aktenkundig sei hingegen die gemeinsame Zielvereinbarung im ICE-Regionalforum, wonach die dem Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Mark zugeschriebene Streckenführung abzulehnen sei.
Während der Sprecher der Bürgerinitiative Lampertheim (BILA) "Lebensraum vor ICE-Trasse", Ulrich Guldner, den Sachstand darlegte und auf die starken Beeinträchtigungen des Stadtteils Neuschloß durch eine Mark-Variante verwies, sprach BILA-Mitinitiator Dekan Karl Hans Geil von einer "zweiten Phase des Widerstands". Dallingers Haltung wertete Geil als "Tiefschlag" für die Bevölkerung im südlichen Kreis Bergstraße. Es sei unverständlich, dass die Mark-Variante einen solchen Zuspruch genieße, nachdem sie im Raumordnungsverfahren noch nicht einmal untersucht worden sei. Geil betonte auch, die Bergstraße trage den Metropolgedanken mit, indem sie für die Anbindung des Mannheimer Hauptbahnhofs ans Fernbahnnetz eintrete.
Umso schmerzhafter wirke der "Gegenschlag" aus Mannheim. "So lassen wir mit uns nicht umgehen", kündigte der evangelische Pfarrer eine erhöhte Konfrontationsbereitschaft der Bevölkerung an, sollten die Mannheimer Vertreter sich nicht an die gemeinsamen Verlautbarungen halten. Im weiteren Gespräch griff der Verkehrsminister eine Anregung von Sozialdemokrat Norbert Schmitt auf, zu prüfen, inwieweit die von der Bahn favorisierte Mark-Variante mit dem bisherigen Raumordnungsverfahren konform gehe. Hier wäre, so Posch, womöglich eine landesplanerische Stellungnahme erforderlich. Dabei gehe es unter anderem um eine Abwägung zwischen dem Zeitvorteil von eineinhalb Minuten, den sich die Bahn gegenüber einer Bündelung der ICE-Trasse mit den Autobahnen 6 und 67 verspricht, und den mit der Mark-Variante verbundenen Beeinträchtigungen für Mensch und Natur.
Posch sagte aber auch, die Landesregierung habe ein "dringendes Interesse" daran, die Fernverbindungen zwischen Nord und Süd in Hessen zu verbessern. Er begrüße deshalb, dass sich auch die Region für eine Anbindung des Mannheimer Bahnhofs ans ICE-Netz ausgesprochen habe. Er sei sich allerdings "nicht ganz so sicher", ob sich die Bahn definitiv vom Bypass verabschiedet habe.
Südhessen Morgen 27. März 2009
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