Der Transrapid auf der Versuchsstrecke im Emsland
„Der Transrapid beschleunigt wie von Zauberhand und dann fliegt die Landschaft fast lautlos am Fenster vorbei.“ Ende September erhielt Lothar Mark gemeinsam mit anderen Parlamentariern auf Einladung des Parlamentarischen Gesprächskreises Transrapid eine Kostprobe davon, wie sich Mobilität im 21. Jahrhundert anfühlen kann: Beim Besuch der Transrapid Versuchsanlage Emsland schwebten die Bundestagsabgeordneten mit einer Höchstgeschwindigkeit von 414 Stundenkilometern durch norddeutsche Felder, Wiesen und Wald.
Rund 31,5 Kilometer legt der Zug auf der aus zwei Geraden und zwei Schleifen bestehenden Teststrecke zwischen den Gemeinden Dörpen und Lathen zurück, lediglich knappe zwölf Minuten dauert eine Runde Flug auf Höhe Null. Die Mitglieder von Bundestag und Ministerien drehten trotz Regenwetter über zwei Runden und brauchten für 80 km Strecke gerade einmal 20 Minuten.
Der Transrapid ist ein Zug ohne Räder, ohne Achsen und ohne Oberleitung. Er wird elektromagnetisch getragen und geführt und schwebt berührungsfrei mit zehn Millimetern Abstand über seiner Fahrspur. Im Wagen selbst konnten sich die Abgeordneten frei bewegen, denn der Transrapid ruckt nicht. Der Antrieb der Magnetschwebebahn befindet sich nicht im Fahrzeug, sondern im Fahrweg. Das Fahrzeug wird mit Lichtfunk-Datenübertragung gesteuert – Elektronik anstelle von Mechanik.
rechts: Lothar Mark, Mitte stehend: Organisator Gerhard Rübenkönig, MdB, 2. Reihe links: PStS Dr. Brigitte Schulte
Die Transrapid Versuchsanlage Emsland ist weltweit die größte ihrer Art und ein Besuchermagnet: Mehr als eine halbe Million Besucher haben hier schon die Schwebebahn bestiegen, darunter auch viele prominente Gäste. Richard von Weizsäcker befand die Transrapid-Reise als „angenehmer als Straße, Schiene und Flugzeug“. Gebaut wurde die Teststrecke im Emsland bereits 1980, im Jahr 1983 ging der Transrapid 06 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 400km/h in Betrieb. Sein Nachfolger, der Transrapid 07, brachte es auf 450 Stundenkilometer, der Transrapid 08 auf der Expo 2000 erreichte sogar 500 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Das Modell des Transrapid 08, das zur Zeit seine Runden im Emsland dreht, besteht aus drei Sektionen, darunter zwei für Fahrgäste und eine für Messgeräte – denn jede Fahrt ist zugleich auch Testfahrt und trägt zur Überprüfung und Verbesserung der Hochtechnologie bei. Einzig in China ist der Transrapid bereits kommerziell in Betrieb und bringt seit Anfang dieses Jahres tagtäglich Fluggäste vom Zentrum der pulsierenden Metropole Shanghai zum außerhalb gelegenen Flughafen – rund 30 km Strecke bewältigt die Schwebebahn mit Tempo 430 km/h in acht Minuten.
Bis zum Jahr 2010 könnte der Magnetzug auch für Fluggäste in Deutschland durch die Landschaft flitzen: Für die Strecke vom Hauptbahnhof in München zum Flughafen steht für 2006 der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens an, im gleichen Jahr könnte bereits der Bau beginnen. Lothar Mark: „Ich halte den Transrapid für eine ausgezeichnete Lösung, weil er wenig Energie verbraucht, keinerlei Motor- oder Rollgeräusche verursacht und durch die aufgestellte Streckenführung weniger Eingriffe in ökologische Systeme verursacht.“
Berlin, 05.10.2004
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