Der Mannheimer Bundestagsabgeordnete Lothar Mark, der gleichzeitig Lateinamerika-Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion und zuständiger Berichterstatter im Auswärtigen Ausschuss ist, zeigte sich hoch erfreut und erleichtert über die Nachricht von der Festnahme Schäfers.
„Damit fand die fast zehnjährige Flucht des 83-Jährigen vor den Behörden ihr Ende“, so Mark. Argentinische Fahnder nahmen den aus Deutschland stammenden Schäfer in einem exklusiven Country-Club nahe der Hauptstadt fest. Nach Polizeiangaben wurden auch seine deutschen Begleiter festgenommen.
Schäfer werden von den chilenischen Behörden Kindesmissbrauch, Freiheitsberaubung sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen. Seit 1961 war er der Kopf einer verbrecherischen Sekte, die sich 400 km südlich von Santiago de Chile niedergelassen hatte. Gegen ihn liegen auch aus Deutschland und Frankreich internationale Haftbefehle wegen Kindesmissbrauchs vor. Während der Pinochet-Diktatur diente die Kolonie als Haft- und Verhörzentrum des chilenischen Geheimdienstes, in dem Regimegegner gefoltert wurden.
Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich nach dem Regierungswechsel intensiv dafür eingesetzt, dem Thema eine hohe Priorität einzuräumen, um die Vorgänge in der Kolonie aufzuklären und vor allem die fortwährenden schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen wirksam abzustellen. Lothar Mark wurde mehrfach von seiner Fraktion nach Chile entsandt, um Gespräche mit chilenischen Regierungsvertretern und Behörden zu führen.
„Nachdem bereits seit mehreren Monaten ein Demokratisierungsprozess innerhalb der Kolonie (heute Villa Baviera) eingesetzt hat, ist die Verhaftung Schäfers eine große Genugtuung für die zahlreichen Opfer. Für sie freue ich mich besonders, denn sie haben damit eine wichtige Etappe in dem langen, noch vor ihnen liegenden Aufarbeitungsprozess erreicht."
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