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Lothar Mark bei der Diplomübergabe an eine Seminarteilnehmerin, li. Cornelia Behm, MdB, re. Bernd Schleich, Geschäftsführer InWent Deutschland
Sehr geehrte, liebe AbsolventInnen des InWEnt-Seminars,
liebe Gäste aus Mexiko, lieber Kollege Lintner aus dem Deutschen Bundestag, sehr geehrter Herr Schleich,sehr verehrte Frau Nix, meine Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude und Ehre, im Namen der Deutsch-Mexikanischen Parlamentariergruppe an diesem für Sie so besonderen Tag einige Worte an Sie richten zu dürfen.
Zunächst von uns allen: FELICIDADES - GLÜCKWUNSCH zu Ihrer hervorragenden Leistung!
Mit Ihrer Teilnahme an dieser Fortbildung haben Sie entscheidende fachliche Zusatzqualifikationen für Ihren persönlichen Werdegang erworben.
Aber nicht nur dies: Darüber hinaus hält jeder einzelne von Ihnen seinen ganz persönlichen Erfolg, die Frucht dieser letzten zwölf Monate in den Händen. Diese Zeit war gekennzeichnet von erheblichen Anstrengungen, aber auch -so hoffe ich- voll von neuen, für Sie wichtigen Erkenntnissen und unvergesslichen Erlebnissen. Vielleicht ist sie zudem der Beginn von dauerhaften Freundschaften, mit Sicherheit aber nehmen Sie so manchen wertvollen Kontakt mit nach Hause. Es liegt nun an Ihnen, was Sie in Zukunft daraus machen.
Die Welt wächst zusammen. Immer wichtiger wird es dabei, sich in verschiedenen Kulturkreisen bewegen zu können, nicht nur die Sprache des anderen, sondern auch dessen „Kultur“ zu verstehen.
Sie haben nun die besten Voraussetzungen dafür, dieses Verständnis immer weiter zu entwickeln. Sie sind weit innerhalb Deutschlands herumgekommen und haben im wahrsten Sinne des Wortes Ihren Horizont erweitert. Von Saarbrücken bis Wismar, in die Bundeshauptstadt und im Rahmen Ihrer Praktika hat Sie Ihr Weg in verschiedene Städte in der ganzen Republik geführt.
Die Gruppe kann sich jetzt bei ihrem Wiedersehen über die besonderen regionalen Eigenheiten der jeweiligen Einsatzorte austauschen. Sie haben ein Gespür für die liebenswerten und manchmal vielleicht auch merkwürdigen Eigenarten „der Deutschen“ bekommen. Auch haben Sie einen profunden Einblick in aktuelle Diskussionsthemen hierzulande erhalten.
Damit sind Sie in Ihrem Heimatland nun auch Botschafter für Deutschland, so wie Sie in den vergangenen zwölf Monaten Mexiko hier bestens repräsentiert haben und Ihre Sichtweisen und Erfahrungen wertvoll einbringen konnten.
An dieser Stelle möchte ich besonders Ihnen, Herr Schleich und Ihnen, liebe Frau Nix, stellvertretend für alle MitarbeiterInnen von InWent danken, dass Sie durch Ihr Engagement und Ihre Arbeit diesen fruchtbaren Erfahrungsaustausch ermöglicht haben und immer wieder Gelegenheit für solch nützliche und letztendlich für beide Seiten rentierlichen Begegnungen schaffen.
Als weltoffene, innovative Wissensgesellschaften leben Mexiko und Deutschland von diesem Austausch. Er ist sozusagen unser täglich Brot, wenn wir im globalisierten Wettbewerb auch weiterhin unseren sozialen Standard erhalten und weiter entwickeln wollen.
Vielleicht, liebe AbsolventInnen, haben Sie auch festgestellt, dass unsere beiden Länder eigentlich mehr eint, als Sie möglicherweise erwartet hatten. Meiner festen Überzeugung nach sind Mexiko und Deutschland natürliche Partner: Sie stehen vor ganz ähnlichen Herausforderungen und teilen die gleichen Grundwerte, die es tagtäglich zu sichern und zu verteidigen gilt.
So wundert es kaum, dass die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Mexiko ebenso umfassend wie dicht und insgesamt ausgezeichnet sind. Dies zeigt sich nicht nur an dem hochrangigen und verstärkten Besucheraustausch, sondern insbesondere am intensiven politischen Dialog zwischen beiden Partnern in verschiedenen Kontexten. So besteht eine enge Zusammenarbeit beider Länder in internationalen Gremien. Vor internationalen Großkonferenzen werden die jeweiligen Positionen bezüglich globaler Problemfelder möglichst gut abgestimmt. Wir erkennen insbesondere mit großem Respekt an, dass Mexiko im Vorfeld des Irak-Kriegs eine eigenständige politische Linie im VN-Sicherheitsrat verfolgt hat, die die zentrale Rolle der Vereinten Nationen bei der Entscheidung über Krieg und Frieden unterstrichen hat.
Die hervorragenden politischen Beziehungen werden von einem immer intensiver werdenden Austausch der Zivilgesellschaften getragen, sei es im Rahmen der Aktivitäten von politischen aber auch anderen Stiftungen, Kulturmittlern, Kirchen, Nichtregierungsorganisationen oder durch privates Engagement. Das Mexiko-Bild in Deutschland ist jenseits der bekannten Klischees vielfältiger und präsenter denn je: Mexiko ist für uns heute ein faszinierendes Land im Übergang zwischen Tradition und Moderne, zwischen den großen Ozeanen, zwischen dem ‚reichen‘ Norden und dem ‚armen‘ Süden.
Umgekehrt wissen wir, dass das Deutschlandbild in Mexiko zunehmend an Profil gewinnt und uns immer wieder spürbare Sympathie entgegen schlägt.
Mexiko ist zudem Schwerpunktland wissenschaftlich-technologischer Zusammenarbeit mit Lateinamerika. Es besteht eine enge Kooperation zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und DAAD mit dem mexikanischen Technologie- und Wissenschaftsrat (CONACYT). Vor diesem Hintergrund haben die akademischen Austauschbeziehungen jüngst stark zugenommen.
Für die deutsche Wirtschaft ist Mexiko seit Jahrzehnten ein attraktiver Investitionsstandort: Bis zum Jahr 2003 haben sich dort 831 Unternehmen mit deutscher Beteiligung angesiedelt, die rund 5 % des mexikanischen BIP erwirtschafteten. Dies entspricht ca. 3,0 % der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Mexiko.
Auch die bilateralen Handelsbeziehungen verdeutlichen, dass Mexiko -immerhin die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und unter den bedeutendsten Exportnationen der Welt- neben Brasilien der wichtigste Partner in Lateinamerika ist. Umgekehrt ist auch Deutschland der wichtigste Partner Mexikos innerhalb der EU. [2003 mex. Exporte nach D: 1,8 Mrd. USD; Rang 3 hinter USA und KAN; mex. Importe aus D: 6,3 Mrd. USD; Rang 4 hinter USA, China und JAP]. Hierzu hat der Abschluss des Assoziierungsabkommens EU-Mexiko im Jahr 2000 einen entscheidenden Beitrag geleistet.
Gleichwohl täuschen diese Zahlen nicht darüber hinweg, dass nach wie vor eine enorme Abhängigkeit Mexikos von der US-amerikanischen Konjunktur besteht (Exporte in die USA in 2004 87 %; Importe aus den USA 2004 55 %). Wie besonders im Jahr 2001 sichtbar wurde: Wenn die USA einen Schnupfen haben, erleidet Mexiko eine Lungenentzündung.
In diesem Bewusstsein setzt Mexiko weiter auf die Diversifizierung seiner Wirtschaftspartner und Produktpalette sowie auf eine verstärkte Integration in die Weltwirtschaft. In Mexiko und in Deutschland wissen wir: Dies ist nur im Wege einer guten Ausbildung zu erreichen. Damit meine ich sowohl eine umfassende und möglichst alle Bevölkerungsschichten erreichende Schul-, Berufs- und Hochschulbildung wie auch die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften auf Spitzenniveau.
Sie sind der beste Beweis für den Erfolg dieser Bemühungen. Mit besonderer Genugtuung habe ich auch zur Kenntnis genommen, aus wie vielen weiblichen Teilnehmerinnen Ihre Gruppe besteht. Dies ist gerade in Ihren Fachrichtungen nicht die Regel. In Mexiko und in Deutschland haben wir hier gehörig aufzuholen, um auch Frauen in vermeintlichen Männerdomänen Ihren Platz zu geben.
Lassen Sie mich Ihnen -auch im Namen meines Kollegen Eduard Lintner- abschließend für Ihre berufliche und persönliche Zukunft alles erdenklich Gute wünschen. Kommen Sie bald wieder zu uns! Vielleicht nicht erst zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, sondern vorher aus dienstlichem oder privatem Anlass.
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v.l.n.r.: MdB Eduard Lintner, MdB Cornelia Behm, Absolvent des InWent-Seminars, MdB Lothar Mark und Bernd Schleich, Geschäftsführer InWent Deutschland
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