Lothar Mark beim Aktionstag des KAB Rhein-Neckar: links: Reinhard Siegel, KAB-Vorsitzender und Gabriele Blank, kfd-Vorsitzende, rechts: Ulf Bergemann, Bezirkssekretär
Rundum zufrieden waren die Akteure der Mannheimer Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) nach dem Aktionswochenende des Bundesverbandes der KAB, an dem sich auch der hiesige Bezirksverband und einige Ortsverbände beteiligt hatten. Mit dem Aktionsthema „Gutes Leben für ALLE“ sollte unter anderem das Rentenmodell der katholischen Verbände sowohl den Passanten und Zuhörern, als auch den Mandatsträgern nahe gebracht werden. Das Modell sieht eine dreistufige Rente vor, die sich aus einer Sockelrente (Grundabsicherung für alle), einer Arbeitnehmerpflichtversicherung (bei Hinzuziehung aller Einkunftsarten) und einer betrieblichen Zusatzversorgung zusammensetzt.
Die Mitglieder der KAB präsentierten am Samstag, den 23. April 2005, das Rentenmodell mit einem Infostand auf den Kapuziner-Planken. Neben dem „trockenen“ Thema wurden aber auch für die Kinder Luftballone und ein Glücksradspiel angeboten, bei dem man kleine Preise gewinnen konnte. Interessant waren allerdings auch die Nieten, die schließlich wieder zum Thema führten: z.B. „Niete - Kleine Rente wegen Kindererziehung“ oder „Niete - Kleine Rente wegen 400 Euro-Job“. Bei den Diskussionen konnte man feststellen, dass sich die jüngere Generation nur sehr wenig Gedanken über die zukünftige Altersversorgung macht, während die heutigen Rentner Angst vor Kürzungen haben.
Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst in der Mannheimer Jesuitenkirche, den Dekan Monsignore Horst Schroff und Bezirkspräses Pater Burghard Weghaus SJ zelebrierten. Unter den Gottesdienstbesuchern war auch der Bundestagsabgeordnete Lothar Mark (SPD), der im Anschluss auch das Glücksrad drehen durfte und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat Konrad Schlichter, der an dem anschließenden Frühschoppengespräch teilnahm.
In der Predigt betonte Burghard Weghaus, dass zu einem „Guten Leben“ viele Fassetten gehörten: ein gesichertes Einkommen, ein sicherer Arbeitsplatz, eine gesicherte Zukunft, ein gesichertes familiäres Umfeld. "All diese Dinge", so Weghaus, "münden in den Forderungen der katholischen Soziallehre nach einer gerechten Welt, die den sozialen Frieden bewahrt."
Bezirkssekretär Ulf Bergemann konnte dann im Anschluss an den Gottesdienst dem Bundestagsabgeordneten Lothar Mark das Rentenmodell der KAB am Aktionsstand erläutern. Lothar Mark erkannte in dem Modell viele Gemeinsamkeiten mit der Bürgerversicherung der SPD und betonte, dass man das Modell der katholischen Verbände genauer prüfen wolle, um Elemente hiervon eventuell übernehmen zu können. Am Glücksrad hatte Mark dann auch noch Glück: Keine Niete, ein paar Tassen für die Büromitarbeiter in Berlin gewann er, auf denen das Rentenmodell dargestellt ist - wenn dies kein Glückstag war.
Bei dem Frühschoppengespräch im Anschluss an den Gottesdienst im Dekanatshaus nahm neben Konrad Schlichter, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat, Dr. Frank Mentrup, teil. Beide Politiker begrüßten das Modell der Verbände als einen zukunftsweisenden Ansatz, die sozialen Sicherungssysteme für die Zukunft fit zu machen. Konrad Schlichter begrüßte ausdrücklich die Einbeziehung sämtlicher Einkunftsarten, so dass nicht länger ausschließlich die Erwerbsarbeit zur Kasse gebeten wird. Er sah aber voraus, dass die Durchsetzung harte Diskussionen mit sich bringen würde. Dr. Mentrup forderte eine Vereinfachung der komplizierten Antragsformulare. Private und betriebliche Zusatzversorgung scheitere oftmals an einem bürokratischen Berg von Formularen, die der einzelne kaum bewältigen könne. Problematisch sahen einige Zuhörer die zunehmende Tendenz der Betriebe, betriebliche Zusatzrenten zu kürzen oder ganz abzuschaffen. Hier müsse der Gesetzgeber einen Riegel vorschieben, damit im Rentenalter keine Altersarmut drohe. Außerdem benötigten Familien gerade in Zeiten der Kindererziehung ihr gesamtes Einkommen und sind nur selten in der Lage, eine zusätzliche Absicherung aufzubauen.
Zuhörer und Politiker waren sich einig, dass das Modell der katholischen Verbände (KAB, KFD, Kolping und Familienbund) ein richtiger Ansatz für ein zukunftsfähiges Rentensystem sei, sahen darin aber auch einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Die Durchsetzung z.B. die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, werde langwierige politische Auseinandersetzungen mit sich bringen.
Pressemitteilung des KAB vom 25.04.2005
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