Inzwischen hat Dr. Georg Gasteiger, Country-Präsident und Mitglied des Vorstands, auf das Schreiben geantwortet und zugesagt, Lothar Mark über den Fortgang der Gespräche in der Arbeitsgruppe "ALSTOM-Standort Mannheim-Käfertal" zu informieren, in dem Vertreter des Betriebsrats, Gewerkschaft und Management vertreten sind. Berlin, 07.11.2005
Hier der Brief vom 17.10.05:
"Monsieur le Président Directeur Géneral, sehr geehrter Herr Kron,
ich wende mich heute erneut aus Sorge um den Standort und die Arbeitsplätze bei Alstom-Power in Mannheim an Sie.
ALSTOM Power Mannheim (ehemals BBC, später ABB) ist als bedeutendes Traditionsunternehmen für Kraftwerkstechnik in der Metropolregion Rhein-Neckar einer der beiden deutschen Anbieter von kompletten Kraftwerksanlagen und Hersteller von großen Dampf- und Gasturbinen sowie Kraftwerks-Generatoren.
Trotz dieser bedeutenden Rolle Ihres Unternehmens in der Rhein-Neckar-Region und dem Ende des Auftragsstaus in der deutschen Kraftwerkswirtschaft – denn der Markt für Turbinen fängt deutschlandweit zu boomen an: Insgesamt 17 Kraftwerksprojekte sollen allein im nächsten Jahr vergeben werden. Weitere sechs Projekte stehen vermutlich bis 2008 an – planen Sie im Zuge einer Restrukturierung des internationalen ALSTOM-Konzerns nach wie vor als erste Maßnahme von der Konzernleitung rund 950 Stellen am Standort Mannheim abzubauen.
Im Kraftwerksbereich in Mannheim fiele damit schließlich jeder zweite Arbeitsplatz weg!
Durch die Halbierung der Mitarbeiterzahl bis Ende 2007 fürchten die Belegschaftsvertreter zu Recht den Verlust des Marktes mit deutschen Kraftwerkskunden und mittelfristig die drohende Schließung des Standorts Mannheim, denn nach Vollzug der von Ihnen geplanten Maßnahmen könnten keine kompletten Kraftwerke mehr in Mannheim geplant und gebaut werden. Die Fähigkeiten zur Planung und Erstellung von kompletten Kraftwerksanlagen würde durch Ihre Rationalisierungsmaßnahmen aufgegeben, somit der Standort Mannheim entscheidende Kompetenzen verlieren. Er wurde zudem zu einem reinen Verkaufsbüro degradiert, das lediglich noch Aufträge von deutschen Kunden bzw. deutsche Finanzierungshilfe entgegen nehmen könnte, um diese dann vorwiegend im Ausland abwickeln zu lassen.
Doch an dieser Stelle laufen Ihnen die Kunden weg und gehen zur Konkurrenz, die in der Lage dazu ist, komplette Kraftwerksanlagen mit deutscher Wertschöpfung zu erstellen.
Seit Juli dieses Jahres ist es Ihrer Konzernleitung gelungen, einen großen Teil ihrer Planungen umzusetzen. Rund 500 ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen in eine so genannte Restrukturierungsabteilung überführt werden, worin Sie Ihnen Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz anbieten möchten. Zu Recht kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Udo Belz meines Erachtens dieses Vorgehen.
Am kommenden Montag trifft sich die zweiköpfige Arbeitsgruppe Ihres ALSTOM-Werkes in Mannheim – bestehend aus Betriebsrats- und Vorstandsmitgliedern – zum neunten und bislang letzten Gesprächstermin. Seit Mitte Juni ringt sie um die Zukunft des Mannheimer Werkes und bis heute ist es nicht gelungen eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ich bin besorgt über den momentanen Stand der Dinge.
Deshalb richte ich erneut den dringenden Appell an Sie, Ihre angekündigten Planungen zu modifizieren und die vielen Vorteile des Mannheimer Alstom-Werkes endlich zu erkennen. Hier können mit ausgezeichnetem Know how und qualifizierten Mitarbeitern komplette Kraftwerke erstellt werden, die zur Wertschöpfung in Deutschland beitragen.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Mark, MdB"
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