Am 26. April 1986 ereignete sich im Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl in der ukrainischen Stadt Prypjat die schwerste nukleare Katastrophe in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Atomenergie. Dieser Unfall hat schlagartig die Risiken der Atomkraft deutlich gemacht und bestimmt noch heute die energiepolitische Debatte.
Obwohl in Deutschland hohe Sicherheitsvorkehrungen gelten, ist technisches Versagen nie ganz auszuschließen, menschliches schon gar nicht. Zudem ist Deutschland wie bei Öl und Gas auch beim Uran auf den Import angewiesen, der weltweite Vorrat ist endlich. Ein weiteres ungelöstes Problem ist die Entsorgung des radioaktiven Abfalls, der noch Millionen Jahre strahlungsaktiv sein wird. Ein gefährliches Erbe, das wir zukünftigen Generationen heute überlassen. Die rot-grüne Koalition hat deshalb 1998 den Atomausstieg in Deutschland beschlossen. Kein Politiker kann vor den kommenden Generationen die Risiken der Atomenergie verantworten.
Das Thema Atomkraft ist komplex. Daher muss man verschiedene Aspekte berücksichtigen, um sich eine Meinung zu bilden. Laut einer Forsa-Umfrage wünschen 72 Prozent der Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren, dass im Schulunterricht die Themen Atomkraft und Energieversorgung stärker berücksichtigt werden. Zugleich steht die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen der Atomenergie kritisch gegenüber: 45 Prozent meinen, das Tempo des Atomausstiegs solle beibehalten werden, 36 Prozent möchten ihn sogar noch beschleunigen. Die Umfrage sehe ich als Beweis für das große Interesse von Jugendlichen an Energiefragen. Das traurige Datum sollte Anlass geben, diese Thematik stärker im Unterricht zu berücksichtigen, dies fordere ich als Politiker und Pädagoge.
Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich bereits vor Tschernobyl maßgeblich für den Atomausstieg der Bundesrepublik eingesetzt. Auch wenn Politiker anderer Parteien immer wieder den Ausstieg aus der Atomkraft in Frage stellen - die SPD-Bundestagsfraktion wird an dem vereinbarten Ausstieg festhalten. Wir werden uns nachdrücklich dafür einsetzen, dass sich die Katastrophe von Tschernobyl nie wiederholen kann. Um eine weiterhin konstant hohe Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten, darf nicht darüber diskutiert werden, AKW-Laufzeiten zu verlängern. Wir müssen uns verstärkt auf den Einsatz erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz konzentrieren. Jeder Tag, an dem wir uns dem unvermeidbaren Risiko, das jedes Atomkraftwerk mit sich bringt, aussetzen, ist ein Tag zuviel. Es ist unsere Pflicht, der nachfolgenden Generation eine Umwelt ohne dieses untragbare Risiko zu hinterlassen.“
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